Verlag des Forschungszentrums Jülich
JUEL-4190
Van, Qui
Untersuchungen zur Bedeutung der intrazellulären Ca2+-Konzentration für die Chemotaxis von Seeigel- und Seesternspermien
131 S., 2005
In dieser Arbeit wurde eine Methode entwickelt, mit deren Hilfe simultan das
Schwimmverhalten und die intrazelluläre Ca2+-Konzentration von schwimmenden Spermien
des Seeigels A. punctulata und des Seesterns A. amurensis beobachtet und analysiert wurden.
Es konnte gezeigt werden, dass sowohl die extrazelluläre Stimulation von A. punctulata
Spermien mit dem Lockstoff Resact als auch die intrazelluläre Freisetzung von cGMP eine
Folge von Ca2+-Spikes im Flagellum auslösen. Ein Ca2+-Spike löst eine kombinierte
Verhaltensantwort aus. Diese Verhaltensantwort besteht aus einer Biegung in der
Schwimmtrajektorie gefolgt von einem Abschnitt geraden Schwimmens („turn and run“). Die
Beobachtung der intrazellulären Ca2+-Konzentration von schwimmenden Spermien in einem
definierten Lockstoff-Gradienten zeigte, dass die induzierten Ca2+-Spikes und die Stimulus-
Funktion synchronisiert sind. Daraus lässt sich schlussfolgern, dass die zeitliche Abfolge von
Ca2+-Spikes das Schwimmverhalten steuert. Anhand der Ergebnisse dieser Arbeit wurde ein
Modell zur Chemotaxis von Spermien erstellt, das erläutert wie Spermien sich in einem
Gradienten orientieren.
Das Eizellpeptid des Seesterns A. amurensis Asterosap wurde als Lockstoff identifiziert. Der
Vergleich der Chemotaxis zwischen Spermien des Seeigels A. punctulata und des Seesterns
A. amurensis zeigte, dass das chemotaktische Verhalten beider Spezies in Bezug auf 1. die
cGMP-induzierte Ca2+-Dynamik im Flagellum, 2. die durch Ca2+ ausgelöste
Verhaltensantwort und 3. das Schwimmverhalten in einem Lockstoff-Gradienten vergleichbar
ist. Die Schlussfolgerung aus diesem Vergleich ist, dass cAMP weder bei der Chemotaxis von
Spermien des Seesterns noch von Spermien des Seeigels eine essentielle Rolle spielt. Der
cGMP-vermittelte chemotaktische Signalweg ist demnach in zwei Spezies konserviert
geblieben, die vor ca. 500 Millionen Jahren divergierten.
Ein cGMP-aktivierter Ionenkanal, der für eine Hyperpolarisation oder für einen Ca2+-
Einstrom verantwortlich sein könnte, konnte in A. punctulata bisher nicht identifiziert werden.
Womöglich spielen spannungsabhängige Ca2+-Kanäle, die bisher nur mit der akrosomalen
Exozytose in Verbindung gebracht wurden, doch eine bedeutsame Rolle für den Ca2+-
Einstrom in der Chemotaxis von Spermien.
The events that occur during chemotaxis of sperm are only partly known. As an essential step
toward determining the underlying mechanism, we developed a sensitive laser-stroboscopic
technique that allows the recording of changes in intracellular Ca2+-concentration in
swimming sperm of the sea urchin Arbacia punctulata and starfish Asterias amurensis.
Stimulation of the sea urchin Arbacia punctulata by the chemoattractant or by intracellular
cGMP evokes Ca2+ spikes in the flagellum. These Ca2+ spikes control the swiming behaviour
of sperm. A Ca2+ spike elicits a turn in the trajectory followed by a period of straight
swimming (‘turn-andrun’).
The train of Ca2+ spikes gives rise to repetitive loop-like movements. When sperm swim in a
concentration gradient of the attractant, the Ca2+ spikes and the stimulus function are
synchronized, suggesting that precise timing of Ca2+ spikes controls navigation. We identified
the peptide asterosap as a chemotactic factor of the starfish Asterias amurensis. The
similarities in first, the cGMP-induced Ca2+ spikes in the flagellum, second, the motor
response and third the swimming behavior of sperm from starfish and sea urchin imply that
the signaling pathway of chemotaxis has been conserved in species, which diverged almost
500 million years ago.
A cGMP-gated ion channel (CNG-channel), which might be involved in hyperpolarisation or
Ca2+ entry, could not yet be identified in Arbacia punctulata. Voltage-sensitive Ca2+-
channels, which are only said to have a function in the acrosome reaction, however, seem to
play a more important role for the Ca2+ entry during sperm chemotaxis.
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