Verlag des Forschungszentrums Jülich
JUEL-4162
Dressel, Joachim
Transport von Ethidimuron, Methabenzthiazuron und Wassertracern in einer Parabraunerde
XVIII, 220 S., 2005
Transport von Ethidimuron, Methabenzthiazuron und Wassertracern in einer Parabraunerde
In einer typischen Parabraunerde aus Schwemmlöß (Jülich-Merzenhausen) wurden aufwendige Stofftransportexperimente
durchgeführt, einerseits unter standardisierten Bedingungen in ungestörten Bodensäulen und andererseits unter natürlichen
Witterungsbedingungen in 12 ungestört entnommenen Lysimetern (Profiltiefe 1,1 m) sowie auf einer circa 1 ha
großen Fläche am Feldstandort (MRZ). Die Lysimeter waren bodeneben eingelassen, konnten über eine Siebplatte in eine
Auffangwanne drainieren und ermöglichten so die quantitative Messung von Wasserfluß und Stofftransport. 6 Lysimeter
waren direkt am Feldrand plaziert, 6 weitere etwa 10 km entfernt in der Forschungszentrum Jiilich GxnbH (IRA). In
der Feldfläche wurden Wasserfluß und Stofftransport mit einer aktiven, kontinuierlichen Sickerwasserbeprobung durch je
30 Saugplatten a 0;06 m2 mit bodentensionsgesteuertexn Unterdruck in den Tiefen 0;4 m und 1 ;2 in erfaßt ; die in fünf
Schächten unter den ungestörten Boden installiert worden waren. Alle Versuchsglieder wurden bewuchsfrei gehalten; um
den Einfluß von Pflanzen auf den Wasser-und Stofftransport auszuschließen . Insofern reflektieren die Ergebnisse nicht
die für die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln in der Praxis vorkommenden Bedingungen .
Im Versuchsverlauf wurden insgesamt vier Testsubstanzen eingesetzt . Die Feldfläche und die 12 Lysimeter erhielten eine
Frühjahrsapplikation (03.03.1997) von 6,2 kg ha-1 Difluorbenzoesäure (DFB) sowie eine Herbstappfikation (13 .11 .1997)
von 300 kg ha-1 Bromid, 1,4 kg ha-1 Ethidimuron (ETD) und 1,6 kg ha-1 Methabenzthiazuron (MBT) . DFB und
Bromid fungierten als Wassertracer, während die beiden Herbizidwirkstoffe ETD und MBT durch ihre mehr (ETD) oder
weniger (MBT) ausgeprägte Persistenz im Boden eine längerfristige Beobachtung ihres Stofftransportes ermöglichten.
Zusätzlich erlaubte ihre unterschiedlich starke Sorption an die Bodenmatrix eine differenzierte Betrachtung von Stofftransportphänomenen
für Substanzen unterschiedlicher zu erwartender Verlagerungsgeschwindigkeiten . Der Wasser- und Wärmehaushalt
des Bodens wurde durch Niederschlags- und Sickerwassermessungen sowie tiefenaufgelöste Bodenfeuchte-,
Saugspannungs- und Bodentemperaturmessungen erfaßt .
Die Sickerwassermengen der Lysimeter an den beiden Standorten waren nahezu identisch, wobei am Standort MRZ 6,8 %
weniger Niederschlag fiel. Die mittleren Sickerwassermengen der Saugplatten in 1,2 m Tiefe beliefen sich auf 67 % der
Mengen in den Lysimetern. Die Bromid-Wiederfindungsraten zeigten dennoch im Mittel eine annähernd quantitative
Erfassung des Wasserflusses an. Die Heterogenität der Sickerwassermengen war zwischen den einzelnen Saugplatten erheblich
größer als die zwischen den einzelnen Lysimetern.
Sehr frühe Durchbrüche der applizierten Substanzen innerhalb der ersten Wochen nach Applikation (präferentieller Fluß)
konnten in allen Systemen beobachtet werden, in den Perkolaten der Lysimeter jedoch ausgeprägter als in denen der
Saugplatten in 1,2 m Tiefe. Die Perkolatkonzentrationen der Saugplatten in 0,4 m Tiefe zeigten keinen präferentiellen
Fluß an; allerdings wies der Datensatz große Lücken auf. Alle ETD- und MBT-Austräge (<0,05 - 0,95 % in den verschiedenen
Systemen) wurden wegen ihres Auftretens deutlich vor der aufgrund ihrer Sorptionseigenschaften erwarteten
Ankunftszeit, größtenteils sogar vor Ausfluß eines Porenvolumens des Bodenwasservorrates, als präferentiell klassifiziert .
Im ersten Versuchsjahr wurden für ETD Jahresmittelkonzentrationen von 3,3 (Lysimeter MRZ), 0,7 (Lysimeter IRA) und
0,14 μg L -1 (Saugplatten 1,2 m Tiefe) gemessen, für MBT 2,8 (Lysimeter MRZ), 0,6 (Lysimeter IRA) und 0,05 μg L-1
(Saugplatten 1,2 m Tiefe) . Die Durchbruchskurven der Wassertracer DFB und Bromid wurden hingegen komplett (Lysimeter)
beziehungsweise annähernd komplett (Saugplatten) erfaßt . DFB wurde in den Lysimeterperkolaten nur zu circa
53 % wiedergefunden . Wegen des wahrscheinlichen Abbaus im Boden kann es daher nicht als konservativer Wassertracer
betrachtet werden. Die Tracer-Durchbruchskurven der einzelnen Saugplatten unterschieden sich stark voneinander .
Begleitend zu den Feld- und Lysimeterversuchen wurden Batch- und Bodensäulenversuche (4 Säulen, Durchmesser des
Bodenkerns: 0,2 m, Länge: 0,4 m) zur Adsorption von ETD an den Oberboden der Parabraunerde durchgeführt. Adsorptionsisothermen
von MBT sowie Informationen zum Abbau von MBT und ETD in der Parabraunerde lagen bereits in der
Literatur vor . Der im Batchversuch bestimmte Adsorptionskoeffizient der Freundlich-Isotherxne Kf,oc betrug 27;7 L/kg,
nahm jedoch während der drei Desorptionsschritte auf 144,8 L kg-1 zu. Im Bodensäulenversuch wurde mittels inverser
Simulation der Durchbruchskurven ein durchschnittlicher Kf,oc von 271,3 L kg-1 und eine ausgeprägte Kinetik der
Sorption ermittelt . Eine gleichzeitige Schätzung des Sorptionskoeffizienten Kf und des Exponenten n-1 war jedoch nicht
möglich, da die beiden Parameter hochkorreliert waren.
Simulationsrechnungen mit dem Verdunstungsmodell Beklima in Verbindung mit dem Wasser- und Stofftransportmodell
Hydrus sowie dem Wasser- und Stofftransportmodell Pelmo v3.0 und modellinterner Verdunstungsberechnung nach
Haude konnten die Sickerwasserbildung der experimentellen Systeme annähernd (Beklima/Hydrus) beschreiben beziehungsweise
überschätzten sie deutlich (Pelmo) . Während Hydrus in der auf Porenvolumen normierten Darstellung eine
gute Ubereinstimmung mit den mittleren Bromid-Durchbruchskurven von Lysimetern und Saugplatten (1,2 m) aufwies,
berechnete Pelmo verfrühte Substanzdurchbrüche . Unter Annahme einer Gleichgewichtssorption für ETD wurde der
Durchbruch von ETD von beiden Modellen deutlich überschätzt . Bei Annahme der in den Bodensäulenversuchen ermittelten
Sorptionskinetik berechnete Hydrus bis zum Ende des Beobachtungszeitraumes keine Stoffausträge. Da Hydrus
präferentiellen Stofftransport nicht vorhersagen kann, wird dieses Ergebnis durch die Messungen bestätigt .
Im Hinblick auf die Wirkstoffverlagerung im Boden lassen sich folgende Kernaussagen treffen :
Transport of Ethidimuron, Methabenzthiazuron and Watertracers in a Luvisol
Extensive solute transport experiments were conducted in a typical Luvisol formed on alluvial loess (Juelich-
Merzenhausen), under standardized conditions in undisturbed soil columns, under natural weather conditions in 12
undisturbed lysimeters (depth 1 .1 m), and on a 1 .1 ha field trial (MRZ). The lysimeters were placed level into soil buried
sinks which allowed to collect the soil water percolating through their screen bottom and therefore quantify water flow
and solute transport . 6 lysimeters were placed at the edge of the field trial and 6 in the Forschungszentrum Juelich GmbH
(IRA) . In the field trial water flow and solute transport was measured with an active, continuous sampling of the soil
solution with 60 suction plates of 0.06 m2 each. In 5 subsoil sampling pits the suction plates were installed beneath the
undisturbed soil, 30 in a sampling depth of 0.4 m and 30 in a sampling depth of 1 .2 m. The suction was automatically
and continuously adjusted to soil tensiometer potential. To exclude the influence of a plant canopy on soil water flow
and solute transport the lysimeters and the field trial were kept free of vegetation. Thus, the results of the experiments
do not reflect realistic conditions for the use of plant protection products.
In the course of the experiments 4 test substances were applied to all plots with one spring application (03/03/1997) of
approximately 6 .2 kg ha-1 difluorobenzoic acid (DFB) and one autumn application (11/13/1997) of 300 kg ha-1 bromide
as potassium bromide, 1.4 kg ha-1 ethidimuron (ETD) and 1 .6 kg ha-1 methabenzthiazuron (MBT) . DFB and bromide
were used as water tracers to follow water flow in soil. The more (ETD) or less (MBT) pronounced persistence of the
herbicidal active ingredients ETD and MBT allowed the observation of transport through soil over a long period . Also,
their different adsorption affinity to soil permitted to analyze solute transport phenomena for substances of different
expected transport velocity. Measurements of precipitation and percolate volumes as well as soil moisture, suction and
temperature in different depths provided the possibility to calculate soil water and energy balances .
Average percolate volumes of the two sets of lysimeters at the two different trial sites were almost identical ; but on the
trial site MRZ 10 .1 % less precipitation were recorded, after a correction calculation still 6.8 % difference remained. The
average percolate quantity of the suction plates in 1 .2 m sampling depth amounted to 67 % of the lysimeters' leachate
quantity. Nevertheless ; the average bromide recovery indicated that the water flow was sampled almost quantitatively.
The heterogeneity of percolate amounts of the suction plates was considerably higher than that of the lysimeters.
Very early breakthrough of the applied substances within the first weeks after application (preferential flow) was observed
in all experimental systems ; more pronounced in the lysimeters than in the suction plates in 1 .2 m depth. However, no
preferential flow was observed in the suction plates in 0.4 m depth, the corresponding dataset was rather incomplete
though. Due to their early arrival in the leachate, for the most part before one eluted pore volume of soil water, all leached
ETD and MBT amounts (<0.05 - 0 .95 % in the different systems) were classified as preferential. In the first experimental
year annual average ETD leachate concentrations of 3 .3 (lysimeters MRZ), 0.7 (lysimeters IRA), and 0.14 μg L-1
(suction plates 1 .2 m) were calculated, for MBT 2.8 (lysimeters MRZ), 0 .6 (lysimeters IRA), and 0.05 μg L-1 (suction
plates 1.2 m) . However, the breakthrough curves for the water tracers DFB and bromide were almost complete (suction
plates) or complete (lysimeters) . DFB recovery in the lysimeter leachates amounted only to 53 %, most probably caused
by degradation in soil. Therefore it cannot be considered a conservative tracer . Moreover, the breakthrough curves of the
tracer showed great differences between the single suction plates .
To complement the field- and lysimeter trials the adsorption of ETD to the field topsoil was determined in batch equilibrium
experiments as well as in experiments with 4 undisturbed soil columns with soil cores of 0.2 m diameter and 0.4 m
length . Adsorption isotherms of MBT and information on the degradation of MBT and ETD in the Merzenhausen soil
were already available in the literature.
The measured batch equilibrium adsorption coefficient of the Freundlich isotherm Kf,oc was 27.7 L kg-1 and increased
in each of the 3 desorption steps to 144 .8 L kg-1 in the final step . Inverse simulations of the ETD breakthrough curves
of the 4 soil column experiments yielded an average Kf,oc of 271 .3 L kg-1 and gave strong indications of a pronounced
adsorption kinetic. A simultaneous estimation of the adsorption coefficient Kf and its corresponding Freundlich exponent
n-1 was impossible since they were highly correlated.
Simulations with the evaporation model Beklima in combination with the water flow and solute transport model Hydrus
revealed a fairly acceptable description of the soil hydrology whereas the water flow and solute transport model
Pelmo v3.0 with an internal evaporation calculation showed great overestimations of the leachate amounts. While the
bromide breakthrough curves simulated with Hydrus were in good agreement with the measured curves of lysimeters and
suction plates (1 .2 in) when plotted against cumulated pore volumes ; the corresponding Pelmo calculations revealed an
earlier breakthrough. Under the assumption of equilibrium sorption of ETD to soil the breakthrough of ETD was clearly
overestimated by both models. Assuming the adsorption kinetics derived from the soil column experiments the model
Hydrus simulated no elution of ETD within the observation period . Since Hydrus is not able to predict preferential flow
this result is confirmed by the measurements .
With special reference to the translocation of the two active ingredients the following key messages could be gained :
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