Verlag des Forschungszentrums Jülich

JUEL-4131
Bodewig, Tobias
Optimierte Umwandlung von Plutonium und Americium in Druckwasserreaktoren
IV, 168 S., 2004


Der Weltenergiebedarf wird aufgrund einer wachsenden Weltbevölkerung einerseits und eines zunehmenden Prokopf-Verbrauchs andererseits in diesem Jahrhundert weiter stark steigen . Prognosen der Primärenergieanforderung, basierend auf unterschiedlichsten Annahmen der zukünftigen technologischen, ökonomischen und ökologischen Entwicklung, sehen eine Vervielfachung der heute bereits weltweit installierten nuklearen Kraftwerksleistung voraus . Ein weltweiter Ausstieg aus der Option Kernenergie ist nicht zu sehen.

Der heute etablierte nukleare Brennstoffkreislauf beruht weitestgehend auf der Nutzung uranbasierter Brennstoffe in Leichtwasserreaktoren. Die hierbei anfallenden Reste enthalten typischerweise je Tonne Schwermetall neben den Spaltprodukten und Uranresten auch 11 kg Transurane (TRU). Die TRU bestimmen das Gefährdungspotential in einem zukünftigen Endlager aufgrund ihrer großen Halbwertszeiten und Radiotoxizitäten für sehr lange Zeiten, wohingegen die Spaltprodukte in der Frühphase dominieren . Die teilweise sehr gute Spaltbarkeit der TRU eröffnet zusätzlich die Gefahr des Missbrauchs als Waffenmaterial .

Im Rahmen dieser Arbeit wurde eine mögliche evolutionäre Weiterentwicklung des heutigen nuklearen Brennstoffkreislaufs, unter den Vorgaben einer nachhaltigen Entsorgungsstrategie einerseits und der Aufrechterhaltung der heutigen höchsten Sicherheitseigenschaften existierender westlicher nuklearer Anlagen andererseits, untersucht . Es wurde hierbei das Ziel verfolgt, nur solche radioaktiven Abfälle endlagern zu müssen, deren Gefahrenpotential in technisch beherrschbaren Zeiträumen das sowieso in der Natur vorhandene Gefahrenpotential unterschreitet .

Durch Simulation des neutronischen Geschehens in Druckwasserreaktoren als Zell-, Brennelement- und Vollcorerechnungen mit unterschiedlichen Rechenprogrammen konnte die Möglichkeit, den Reaktor ausschließlich mit (Th,Pu)02-Brennstoff im 4-Batch-Betrieb bis zu einem Abbrand von 60 MWd/kg zu betreiben, belegt werden. Die nukleare Stabilität des Systems konnte für das Vollcore in allen Abbrandzuständen belegt und Konservativität der Einheitszellen- und Brennelementrechnungen besonders für den Voidkoeffizienten nachgewiesen werden.

Unter der Vorgabe möglichst geringer Modifikationen der heute etablierten Systeme sind Optimierungsversuche zur Steigerung der Actinidenumsätze durchgeführt worden. Neben der Anpassung des Moderationsverhältnisses ist für verschiedene Brennstoffe der zweiten Rezyklierung die Möglichkeit untersucht worden, spektrale Unterschiede innerhalb der Brennstoffpellets durch einen zweischichtigen Aufbau und Vergrößerung des Brennstabdurchmessers zu nutzen . Darüberhinaus ist der Einfluss eines Cadmium-Filters mit dem Ziel einer Härtung des Neutronenspektrums zwischen innerer und äußerer Brennstoffzone untersucht worden. Rückwirkungen dieser speziellen Brennstäbe auf das ganze Brennelement, maximale Brennstofftemperaturen, Heizflächenbelastungen und Heliumproduktion sind ebenfalls Bestandteil der Analysen . Besonders vielversprechend ist der heterogene (Th,Am,U)02-Brennstoff, da sich ohne Verschnitt mit frischen Brennstoffen eine günstige Entwicklung der Americiumisotope bis zur dritten Rezyklierung zeigt.


Optimised transmutation of Plutonium and Americium in Pressurised Water Reactors
Abstract The world energy requirement will dramatically increase during this century, because of an increasing world population on the one hand and an increasing per capita energy consumption on the other hand. Future prospects of primary energy requirement, basing on different assumptions of the future technological, economical and ecological developments, predict a multiple of todays nuclear energy production capabilities worldwide. A worldwide phasing out of the nuclear energy option is not foreseeable.

To the greatest possible extend today's nuclear fuel cycle is based on the usage of uraniumbased fuels in light water reactors. At this accumulating residues contain typically per tonne heavy metal beside fission products and surpluses of uranium also 11 kg transuranium elements (TRU). The TRU will dominate the hazardous potential for a very long time span in a future repository because of their long half-life and radiotoxicity whereas the fission products dominate only at the very beginning. Some of the transuranium isotopes are very good fissionable and open due to this a proliferation risk additionally .

This paper analyses a possible evolution of todays fuel cycle, considering on the one hand the requirements of a sustainable waste disposal strategy and on the other hand the highest safety properties of today's western nuclear power plants . The aim is to deposit only the nuclear residuals which hazardous potential will fall below the natural hazardous potential of fresh nuclear fuel during a time period in which engineered barriers guarantee a safe encapsulation.

By pin-cell, assembly and full-core simulations of the neutronics of a thoriumbased Pressurised Water Reactor with different calculational tools the possibility to operate the reactor with (Th,Pu)02 -fuel in a four-batch-mode up to a burn-up of 60 MWd/kg was shown. The nuclear stability of the system for all burn-up conditions was proven for the full core and especially for the void coefficients the pin-cell and assembly calculations were shown to be conservative .

Under the term of minimal modifications of today's established systems further optimisation approaches with the aim of increasing the actinide consumption were performed. Beside the adjustment of moderation ratio the possibility to use spectral shifts within the pellet by a two layer approach and enlargement of the pellet diameter were analysed for different fuels of the second recycling step . Furthermore effects of hardening the neutron spectra by a cadmium filter between the inner and outer fuel zone were studied. Repercussions of those special designed fuel pins within the whole fuel assembly, the maximal fuel temperatures, heat surface stress and helium production were also part of the analysis . Very favourable is the heterogenous (Th,Am,U)02 fuel, because without blending with fresh fuel an advantageous americium isotopic composition was found even up to the third recycling step .

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Letzte Änderung: 07.06.2022