Verlag des Forschungszentrums Jülich

JUEL-4118
Oldenburg, Thomas B. P.
Geochemical Significance of Heterocompounds in Petroleum Systems, Offshore Norway
XVIII, 284 S., 2004

Die vorliegende Arbeit fasst die Ergebnisse organisch-geochemischer Untersuchungen im offshore-Bereich Norwegens zusammen. Der Schwerpunkt dieser Studie liegt auf der geochemischen Signifikanz von Stickstoff-, Schwefel- und Sauerstoffverbindungen (NSO-Verbindungen) in Erdölsystemen. Neben Erdölen und potentiellen Erdölmuttergesteinen aus den offshore-Gebieten wird eine künstliche Reifesequenz, die mittels wässriger Pyrolyseexperimente erhalten wurde, zur Untersuchung der Reife- und Expulsionseffekte herangezogen. Im Rahmen dieser Arbeit wird zum ersten Mal das Vorkommen von Xanthonen in Erdölen beschrieben, und es werden die Retentionszeiten dieser Verbindungen bestimmt. Anhand der Kohlenwasserstoffgeochemie werden die Erdölproben bezüglich Fazies, Reife und Biodegradation klassifiziert, und darauf basierend wird das Verhalten von drei Verbindungsgruppen, nämlich der Carbazole, Fluorenone und Xanthone, hinsichtlich geochemischer Prozesse detailliert untersucht.
Die zwei potentiellen Erdölmuttergesteine sind anhand der Verteilungen der Carbazole und Fluorenone unabhängig von Reifeeinflüssen faziell unterscheidbar. Als Parameter dienen die relativen Konzentrationen der Verbindungsgruppen, mehrere Verhältnisse der alkylierten Carbazole und Fluorenone und auch die Verteilung von Benzocarbazolen und Benzofluorenonen . Die absoluten Konzentrationen der beiden Verbindungsgruppen sind eindeutig reifeabhängig, was anhand der natürlichen Erdölmuttergesteine und der Reifungsexperimente demonstriert wird. Einen Einfluss der Reife auf einige Verhältnisse alkylierter Carbazole und Fluorenone und auf die Verteilung der Benzoisomeren kann ebenso anhand der Extraktanalysen gezeigt werden. Während Fazies und Reife eindeutig die Verteilung dieser Verbindungsgruppen in den Erdölmuttergesteinen kontrollieren, ergeben Korrelationen mit den korrespondierenden Erdölen anhand der Verbindungsgruppen kaum Hinweise auf ihren Ursprung und die Reife. Diese Diskrepanz zwischen den Erdölen und ihrer Quelle, die Ergebnisse der künstlichen Reifesequenz und die Korrelationen mit Migrationsdistanzen der akkumulierten Erdöle zeigen, dass Partitionierungsprozesse einen bedeutenden Einfluss auf die Zusammensetzung dieser polaren Verbindungen in den Erdölen haben. Die Ergebnisse dieser Studie weisen auf verschiedene Szenarien für diese drei Verbindungsgruppen hin:
Der größte Teil der generierten Carbazole wird während der Expulsion im Erdölmuttergestein aufgrund der moderaten Polarität zurückgehalten. Abgeschirmte Carbazole reichern sich gegenüber nicht abgeschirmten Isomeren in den Erdölen an. Die Auswirkungen der primären Migration werden durch sekundäre Migrationsprozesse verstärkt.
Im Vergleich zu Carbazolen werden die polareren Fluorenone stärker am Verlassen des Erdölmuttergesteins gehindert. Niedrigpolare Fluorene, die mit dem Erdöl migrieren, werden aufgrund der durch die beiden benachbarten Benzolringe aktivierten Methylenbrücke während der Migration durch Öl-Wasser und/oder Öl- Mineralwechselwirkungen zu den korrespondierenden Ketonen oxidiert. Eine Anreicherung der nicht geschützten Methylfluorenone relativ zu dem geschützten Isomer mit zunehmender Migrationsdistanz ist auf eine reduzierte Reaktivität des 1- Methylfluorens für die Oxidation aufgrund sterischer Hinderung zurückzuführen.
Im Gegensatz zu den hohen Konzentrationen der Carbazole und Fluorenone sind die der hochpolaren Xanthone in den Erdölmuttergesteinen nur sehr gering, oder die Konzentrationen liegen unterhalb der Nachweisgrenze. Dennoch sind ähnlich hohe Konzentrationen wie die der anderen beiden Verbindungsgruppen in den Erdölen enthalten. Dies deutet darauf hin, dass Xanthone während der sekundären Migration aus aromatischen Vorläufern geosynthetisiert werden und daher vielversprechend als Indikatoren für organisch-anorganische Wechselwirkungen im Trägergestein sind. Diese Vermutung wird dadurch unterstützt, dass die Konzentrationen der Xanthone mit zunehmender Migrationsdistanz zunehmen. Ähnlich wie bei den Carbazolen reichern sich die geschützten Isomere mit zunehmender Migrationsdistanz an, was durch Berechnungen der molekularen Dynamik bestätigt wurde.
Biodegradation kann gleichfalls die Verteilung dieser Erdölbestandteile in der Erdöllagerstätte verändern . Die nicht geschützten Isomere der Carbazole und Xanthone werden im Vergleich zu den geschützten Isomeren aufgrund einer höheren Affinität zu der Wasserphase bevorzugt biologisch abgebaut. Im Gegensatz dazu nimmt die Konzentration des 1-Methylfluorenons mit zunehmendem Grad der Biodegradation im Vergleich zu seinen Isomeren ab. Die Ursache für die relative Abnahme des 1- Methylfluorenons kann das Resultat des biologischen Abbaus von Fluorenen sein, da der biologische Abbau von Fluorenen über die Produktion von Fluorenonen führt. Durch die Methylgruppe des 1-Methylfluorenes ist eine Oxidation zum korrespondierenden Keton sterisch gehindert.


This thesis presents the results of an organic geochemical investigation of 72 oils, nine source rock samples and two core samples from the main petroleum systems located offshore Norway. The main focus of the study was on the geochemical significance of nitrogen, sulphur and oxygen (NSO) compounds in relation to source facies and maturity, primary and secondary migration, and biodegradation. Samples comprising an artificial maturity sequence, obtained by hydrous pyrolysis of an immature source rock, were also used for an investigation of the effects of maturity and expulsion on polar compound composition. During the course of this study, the occurrence of xanthones in crude oils was detected and their gas chromatographic elution order was measured for the first time. The crude oils were initially classified into broad facies, maturity and biodegradation categories on the basis of their hydrocarbon geochemistry . The geochemical behaviour of three heterocompound classes, i.e. carbazoles, fluorenones and xanthones, was then investigated in detail, and the data were interpreted within the context of these important geochemical controls and processes.
The two potential source rocks from the Haltenbanken area could be differentiated by the distribution of carbazoles and fluorenones, independent of maturity. The discrimination parameters include the relative concentrations of the compound groups, several ratios of alkylated carbazoles and fluorenones, and the distributions of benzocarbazoles and benzofluorenones . The absolute concentrations of these compound classes are strongly dependent on maturity, and this is convincingly demonstrated by the analysis of the natural source rock and the recovered rock extracts from the artificial maturation experiment. A maturity influence is observed for some ratios of alkylated carbazoles and fluorenones, and for the distribution ofthe benzo-isomers in the extracts. Whereas facies and maturity clearly control the distribution of these constituents in source rocks partitioning processes are thought to be the main control on the composition of these polar compounds in oils.
The results of this study indicate different scenarios for the three compound classes in crude oils. During petroleum expulsion, most of the carbazoles generated are retained within the source rock due to their moderate polarity. There is, however, an isomeric fractionation during primary migration such that shielded carbazoles are enriched relative to non-shielded carbazoles in the expelled crude oils. The effects of primary migration are enhanced during secondary migration due to the interaction between carbazoles and the aqueous, organic and mineral phases ofthe carrier system.
In comparison to carbazoles, fluorenones are generally more strongly retained by the source rock during expulsion due to their higher polarity. Low-polarity fluorenes which are released during expulsion are easily oxidised to the corresponding ketones during migration through interaction with water and/or mineral matter. This susceptibility to oxidation is due to the activation of the methylene bridge by the two adjacent benzene rings. An observation of relative enrichment of the non-shielded methylfluorenones with increasing petroleum secondary migration distance is attributed to the reduced susceptibility of 1-methylfluorenone to oxidation due to steric hindrance.
In contrast to high concentrations observed for the carbazoles and fluorenones in the source rocks, the highly-polar xanthones were detected either in minor amounts or were absent. However, concentrations of xanthones similar to those of the other two compound classes were detected in the crude oils. This indicates that xanthones probably originate by geosynthesis from suitable aromatic precursors within carrier systems. Xanthones therefore show great promise as indicators of the degree of organicinorganic interaction in carrier systems. This assumption is supported by an increase in the concentration of xanthones in oils with increasing migration distance. The ratio of the shielded methylxanthones to the non-shielded isomers increases with increasing migration distance in the same way as for the carbazoles. This observation conforms to oil-water partition behaviour as determined by molecular dynamics calculations.
Biodegradation of petroleum within the reservoir can also influence the occurrence and distribution of these polar constituents in oils. The non-shielded isomers of carbazoles and xanthones are preferentially biodegraded compared to the shielded isomers due to their higher affinity for water. In contrast, the concentration of partially shielded 1-methylfluorenone decreases with increasing degree of biodegradation compared to its non-shielded isomers. The reason for the decrease in relative abundance of the 1-methylfluorenone may be related to biological degradation of fluorenes, as biological degradation of fluorene results in the production of fluorenone as a stable intermediate . The oxidation of 1-methylfluorene to its corresponding ketone is sterically hindered by the methyl group adjacent to the methylene bridge.

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Letzte Änderung: 07.06.2022