Verlag des Forschungszentrums Jülich

JUEL-3931
Kastleiner, Sascha
Kernchemische Untersuchungen zur Produktion einiger medizinisch relevanter Strontium- und Rubidium-Isotope
X, 101 S., 2001

In der palliativen Schmerztherapie von Krebspatienten mit Knochenmetastasen wird der längerlebige [beta]-Strahler 89Sr (T1/2 = 50,5 d) oft eingesetzt. Da korpuskuläre Strahlung allerdings außerhalb des Körpers nicht gemessen werden kann, fehlen Daten über die Bioverteilung. Die dem Patienten verabreichte Strahlendosis wird daher eher empirisch abgeschätzt. Der kürzerlebige Positronenstrahler 83Sr (T1/2 = 32,4 h, I[beta]+ = 24 %) ermöglicht quantitative Studien der Biokinetik mittels PET-Untersuchungen und damit eine bessere Abschätzung der Dosis. In dieser Arbeit wurde die Möglichkeit der Produktion von 83Sr über die protoneninduzierte Reaktion an hochangereichertem 85Rb untersucht und mit der bekannten Produktionsmethode 82Kr(3He,2n)83Sr verglichen. Zu diesem Zwecke wurden intensive Kerndatenmessungen der 85Rb(p,p'xn)- and 85Rb(p,xn)-Reaktionen, die zu den Isotopen 84m, gRb, 83Rb, 82Rb, 81Rb und 85m, gSr, 83Sr, 82Sr, 81Sr führen, unternommen. Aus den gemessenen Anregungsfunktionen konnten die zu erwartenden theoretischen Ausbeuten errechnet und die optimalen Bedingungen für die Produktion von 83Sr abgeschätzt werden. Der optimale Energiebereich liegt bei Ep = 35 → 30 MeV bei einer Targetausbeute von > 90 MBq/µAh und einer isotopen Verunreinigung von < 0,3 % 85gSr. Ein integraler Test bestätigte diese Zahlen. Diese Ergebnisse wurden mit der Produktion von 83Sr über den 82Kr(3He,2n)-Prozess verglichen. Mit Hilfe der aus der Literatur bekannten Anregungsfunktionen wurden auch hier die zu erwartenden Ausbeuten und isotopen Verunreinigungen abgeschätzt und günstige Energiebereiche für die Produktion bestimmt. Im Energiebereich von 30 → 25 MeV beträgt die Ausbeute 10 MBq/µAh bei > 10% Verunreinigung durch 82Sr. Diese Verunreinigung ist beim Energiebereich 18 → 10 MeV erheblich geringer (< 1 %), jedoch reduziert sich die Ausbeute auf 5 MBq/µAh. Die chemische Abtrennung der Radioisotope gelang bei den Kerndatenmessungen mittels HPLC und bei Produktionsbestrahlungen säulenchromatographisch. Die chemischen Ausbeuten lagen bei ≈ 100 %. Die experimentell bestimmten Kerndaten wurden mit theoretischen Berechnungen mit dem Hybrid-Modell-Code ALICE-IPPE 1996 verglichen. Dabei zeigte sich weitgehende Übereinstimmung. Die Bestimmung der Isomerenverhältnisse der Isomerenpaare 85m,gSr und 84m,gRb bestätigte die früheren Beobachtungen, dass bei höherer Projektilenergie der Zustand mit dem höheren Spin (85gSr mit Spin 9/2+ und 84gRb mit Spin 6-) gegenüber dem Zustand mit niedrigerem Spin (85mSr mit Spin 1/2- und 84mRb mit Spin 2-) verstärkt gebildet wird.


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Letzte Änderung: 07.06.2022