Verlag des Forschungszentrums Jülich

JUEL-3909
Gauer, Dorothea
MOVPE von (AlGaIn)P unter dem Trägergas Stickstoff für LED-Strukturen
VIII, 126 S., 2001

In dieser Arbeit ging es um die metallorganische Gasphasenepitaxie mit Stickstoff als Trägergas. Dazu wurde zunächst mit Hilfe von dreidimensionalen Modellierungen des Epitaxieprozesses der Einfluss des Trägergases auf die ablaufenden Prozesse geklärt. Konkretes Ziel des experimentell.en Teils war die Herstellung von Leuchtdioden-Strukturen aus AIGaInP mit einer Emissionswellenlänge von 590nm. Dabei wurde zunächst ein neuer Ansatz zur Reduzierung der in diesem Materialsystem auftretenden langreichweitigen Ordnung, nämlich die Beimischung einer geringen Menge Wasserstoff zum Trägergas Stick- stoff, untersucht. Ausgangspunkt hierfür war der Umstand, daß unter mit N2 hergestellte Schichten im Vergleich zu H2 stärker ordnen. Als drittes wurde die LED-Struktur hergestellt und auf ihre Funktion überprüft.

Mit Hilfe von dreidimensionalen Modellierungen konnten empirisch gefundene Vorteile von Stickstoff als Trägergas erklärt werden. Dabei zeigte sich, daß die beobachtete hohe Schichtdicken- und Kompositionshomogenität auf ein Zusammenspiel von Temperatur und Strömungsprofil zurückzuführen ist. Aufgrund der im Vergleich zu Wasserstoff niedrigeren Wärmekapazität bildet sich ein sog. kalter Finger aus. Dieser verhindert Vorreaktionen und beeinflusst damit die Kompositionshomogenität vor allem von In-haltigen Schichten. Für eine hohe laterale Homogenität über den Wafer ist die Blockform des Strömungsprofils verantwortlich, die sich beim optimierten Gesamtfluss ausbildet. Damit läßt sich die Wachstumsratenverteilung nicht nur in Strömungsrichtung, sondern auch quer dazu durch Rotation über den Wafer mitteln.

Bei den Experimenten zum Ordnungseffekt sollten die positiven Eigenschaften des Stickstoff-Prozesses beibehalten werden. Daher wurden nur kleine Partialdruckverhältnissen von Wasserstoff zum Gesamtdruck im Bereich von 8,5 ·10-6 bis 7,7 · 10-3 verwendet. Zudem wurden die Schichten jeweils auf mehrere Substrate mit verschiedenen Fehlorientierungen, die als ordnend bekannt sind, abgeschieden. Die Beobachtungen zeigten jedoch, daß die Wasserstoff-Beimischung keinen EinHuß auf den Ordnungsgrad der Schichten hat. Die Reduzierung der Bandlücke durch die langreichweitige Ordnung kann auf ordnungsfördernden Substraten bei Einsatz von Stickstoff als Trägergas also nur durch einen höheren Al-Gehalt kompensiert werden.

Die Optimierung der Wachstumsparameter für die gesamte Leuchtdiodenstruktur in Doppelhetero-Anordnung ergab, daß bei einer Temperatur von 770°C und einem V /111- Verhältnis von 150 Schichten mit einer hohen Kristallqualität erzielt werden können. Lediglich die GaP-Deckschicht mußte bei 800°C abgeschieden werden, damit für den Funktionstest benötigte Ohmsche Kontakte hergestellt werden konnten. Die Morphologie der Schichten mit hohem Al-Gehalt (x(Al) = 0,7 und 1) ist bei diesen hohen Temperaturen stark von der Substratorientierung und -qualität abhängig. Nur auf n-dotierten (100)- Substraten, die 6° in [IIIA]-Richtung fehlorientiert sind, konnten Schichten mit glatter Morphologie hergestellt werden. Außerdem wurde noch die n-Dotierung von AlGaInP untersucht und für die LED-Struktur eingestellt.

Bei elektrischer Anregung zeigen die Strukturen Lumineszenz im gewünschten gelben Bereich. Die Kennlinien weisen aber noch grundsätzlichen Verbesserungsbedarf der Struktur auf, da Leckströme auftreten.

Es konnte also gezeigt werden, daß auch mit Stickstoff als Trägergas Leuchtdioden- Strukturen aus dem als schwierig bekannten Materialsystem AlGaInP hergestellt werden können. Weitere Optimierungen der Schichten und der Struktur, die Prozessierung zu LEDs sowie quantitative Messungen der Lichtausbeute dieser Bauelemente mit Hilfe von entsprechenden Charakterisierungsmethoden stehen noch aus.


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Letzte Änderung: 07.06.2022