Verlag des Forschungszentrums Jülich

JUEL-3670
Kim, Young-Mo
Retention and reemission behaviour of neon, argon and xenon on graphite exposed to TEXTOR-94 plasmas and ion beams
109 S., 1999

Die in TEXTOR-94 entdeckten "Radiative Improved Mode" (RI-Mode) Plasmen, bei denen durch den gezielten Einlaß von Verunreinigungen wie zum Beispiel Neon oder Argon eine strahlende Plasmarandschicht erzeugt wird, zeichnen sich durch einen verbesserten Energie- und Teilcheneinschluß aus. Trotz der bedeutenden Problematik der Rückhaltung und Rezyklierung der eingefügten Verunreinigungen (Ne, Ar , Xe) in den Wandkomponenten, liegen kaum detaillierte Untersuchungen zu diesem Themenkomplex vor. Deshalb wurden zum besseren Verständnis der RI-Mode die Eigenschaften der Rückhaltung und Rezyklierung von Neon, Argon und Xenon in und an Graphit in einer Ionenstrahlapparatur und in RI-Mode Plasmen an TEXTOR-94 untersucht.

Die Rückhaltungs- und Reemissionsprozesse von Neon und Argon in Graphit (EK98) wurden in der Ionenstrahlapparatur bei Ionenenergien von 2 bis 10 keV untersucht. In der Anfangsphase der Bestrahlung wird der größte Teil der einfallenden Ionen zurückgehalten. Nach Sättigung erreicht die Reemissionsausbeute einen Wert von eins. Die Desorptions- prozesse von Neon und Argon sind jeweils erster Ordnung. Es zeigt sich, daß Argon im Vergleich zu Neon ein breiteres Desorptionsspektrum mit höherer Maximumtemperatur (850 K, Eb = 2,06 eV für Argon bzw. 780 K, Eb = 2,35 eV für Neon) aufweist. Die Rückhaltungsmengen nach der Sättigung sind praktisch unabhängig von der Ionenenergie. Die Sättigungskonzentration von Neon (Ne/C = 0,15 für 10 keV bis Ne/C = 0,55 für 2 keV Ne+) ist größer als die von Argon (Ar/C = 0,06 für 10 keV bis Ar/C = 0,18 für 3 keV Ar+). Mit steigender Probentemperatur wird weniger Neon und Argon während der Bestrahlung zurückgehalten bis sich schließlich bei Temperaturen oberhalb 1200 K keine Rückhaltung mehr zeigt. Bei einer Nachbestrahlung der neonimplantierten Proben mit Deuteriumionen konnte keine ioneninduzierte Freisetzung von Neon durch Deuteriumbestrahlung beobachtet werden. Dies läßt sich wahrscheinlich auf zu niedrige Deuteriurnfluenzen in Verbindung mit zu hohen Ionenenergien von Neon zurückführen. Bei Raumtemperatur wurde sowohl für Neon als auch für Argon keine Diffusion beobachtet. Für Argon wurden zusätzlich Messungen bis zu 800 K durchgeführt, bei denen ebenfalls keine Diffusion nachgewiesen werden konnte.

Bei den Untersuchungen im TEXTOR-Plasma wurde eine neue Methode zur Bestimmung der gesamten Anzahl der in Plasmen eingefügten Verunreinigungen entwickelt, die die gesamte Bilanz des Einlasses und Abpumpens von Verumeinigungen berücksichtigt. Sowohl für die absolute Menge als auch für die Konzentration im gesamten Plasma ergeben sich, trotz geringerer Einlaßmenge von Argon, ähnliche Werte für Argon und Neon bei einem gleichen Strahlungspegel [gamma]. Mit steigender Elektronendichte wurden geringere Mengen Neon und Argon im Plasma gemessen. Aus der Teilchenbilanz konnte sowohl die effektive Teilcheneinschlußzeit als auch die absolute dynamische Rückhaltung von Neon und Argon in den Wänden zeitlich verfolgt werden. Hierbei ergaben sich drei typische Phasen während des Verumeinigungseinlasses: In der ersten Phase (- 100 ms für Neon) tragen die meisten der eingelassenen Verumeinigungen zu dem Aufbau der gewünschten Konzentration im Plasma bei (Plasmapumpen). Die zweite Phase (- 600 ms) wird durch dynamisches Wandpumpen bestimmt. In der letzten Phase bis zum Ende des Verumeinigungseinlasses werden die meisten eingefügten Verumeinigungen schließlich durch den ALT II (Advanced Limiter Test II) abgepumpt (ALT Pumpen). Ein Vergleich der drei Pumpprozesse für Neon und Argon ergibt, daß der größte Teil von Neon (bis zu 70 %) durch ALT Pumpen entfernt wird. Dieser Pumpmechanismus trägt beim Argon nur bis zu maximal 50 % bei. Es zeigt sich, daß lediglich bis zu 15 % des eingelassenen Neons durch Wandpumpen abgepumpt wird, wohingegen dieser Mechanismus bei Argon bis zu 50 % beiträgt. Die Ausgasmenge von Argon (- 50% der Einlaßmenge) nach der TEXTOR-Plasmaentladung stimmt gut mit dem aus der Teilchenbilanz abgeschätzten Wert überein. Argon und Xenon zeigen dabei gleiche Freisetzungsraten, deren zeitliche Entwicklung sich proportional zu t-1.1 verhalten.

Der Ionenfluß und die Rückhaltung von Wasserstoff und Verunreinigungen (Ne, Ar) in Graphit wurden in der Abschälschicht des Plasmas mittels der sogenannten Schnüffelsonde gemessen. Mit steigendem Verumeinigungseinlaß nimmt der Wasserstofffluß stark ab, was eine Reduzierung der konvektiven Wärmebelastung der Wand zur Folge hat. Das Flußverhältnis von Verumeinigung zu Wasserstoff am Plasmarand beträgt bis zu 30 % für Neon und einige Prozent für Argon. Aus dem Vergleich der Verumeinigungskonzentration im Zentrum und am Plasmarand kann auf ein Hohlprofil der Verumeinigungskonzentration in radialer Richtung geschlossen werden. Die in der Schnüffelsonde gemessenen Rückhaltungsmengen von Neon und Argon in Graphit liegen bis zu einer Größenordnung über dem aus der Teilchenbilanz abgeschätzten Wert der Zurückhaltung in den ALT-Limitern. Diese Diskrepanz wird auf die unterschiedliche Geometrie- und die erhöhte Temperatur der ALT - Limiter zurückgeführt. Andererseits sind die in der Schnüffelsonde gemessenen Rück- haltungsmengen von Neon und Argon in Graphit aus dem TEXTOR-94 Plasma bis zu zwei Größenordnungen kleiner als die in Ionenstrahlexperimenten gemessenen Werte. Dieser Unterschied wird hauptsächlich mit der ioneninduzierten Freisetzung von Verumeinigungen durch das Wasserstoffplasma erklärt.

The recently in TEXTOR-94 discovered Radiative Improved mode (RI-mode) plasmas, at which a radiating plasma boundary is produced by a controlled seeding of impurities such as neon or argon, are showing an improved energy- and particle-confinement. Despite the importance of the characteristics of retention and recycling of the impurities seeded, there are only a few direct investigations conceming this. For a better understanding of the RI-mode, the characteristics of retention and recycling of neon, argon and xenon in and on graphite were investigated in ion beam experiments and in RI-mode plasma of TEXTOR-94.

The retention and reemission processes of neon and argon in graphite (EK98) were investigated in an ion beam apparatus with ion energies between 2 and 10 keV. In the early phase of irradiation the majority of incident ions are retained. After saturation, the reemission reaches unity. The desorption processes of both neon and argon are first order ones. Argon, in comparison with neon, has a broader desorption spectra with a higher maximum temperature (850 K, Ebh = 2.06 eV, for argon and 780 K, Eb = 2.35 eV for neon). The retention at saturation is almost independent of ion energy. The saturation concentration of neon (Ne/C = 0.15 for 10 keV Ne+ up to Ne/C = 0.55 for 2 keV Ne+) is larger than that of argon (Ar/C = 0.06 for 10 keV Ar+ up to Ar/C = 0.18 for 3 keV Ar+). Ion induced release of neon was simulated by irradiating the neon saturated graphite with deuterium ion. In this trial no ion induced release was observed. However, for a better simulation of this effect under TEXTOR plasma conditions, lower ion energies of neon and deuterium and larger fluence of deuterium are needed. With increasing sampIe temperature less neon and argon are retained in graphite during the irradiation with ion beams and above 1200 K no retention is observed. No diffusion of neon and argon was measured at room temperature. For argon additional experiments were carried out, in which no diffusion of argon up to 800 K was observed.

From the investigations in the TEXTOR plasma a new method to determine the total amount of impurity seeded in the plasma was developed from the overall balance of impurity seeding and pumping. The amounts and concentrations of neon and argon in the whole plasma are, though less amount of argon seeded, similar for the same radiation level [gamma]. With increasing electron density, less amounts of neon and argon in the plasma were measured in the plasma. From the particle balance it was possible to deduce the effective particle confinement time and the absolute dynamic retention of neon and argon as a function of time. The dynamic retention can be divided into three phases during the impurity seeding period. In the first phase (- 100 ms for neon), the majority of impurity seeded is contributed to build-up the desired concentration in the plasma (plasma pumping). The second phase (- 600 ms) is dominated by dynamic wallpumping. In the third phase (until the end of the impurity injection), most of the impurity seeded are pumped out by ALT II (Advanced Limiter Test II) pump (ALT pumping). Comparing the integration of the three pumpings of neon and argon; a larger portion of neon is pumped out via ALT pumping (up to 70 % ) than argon (up to 50 % ). The wall pumping plays a greater role for argon (up to 50 % ) than for neon (up to 15 % of the injected neon). The outgassing of argon after the TEXTOR plasma discharges( -50 % of argon seeded) complies with that expected from particle balance. Argon and Xenon show the same release rate proportional to t-l.l.

The ion Dux and the retention of hydrogen and irnpurities (Ne, Ar) in graphite sampie at the plasma edge (r = 0.49 rn) were rneasured in the Sniffer probe. The hydrogen flux decreases significantly with increasing impurity seeding, which implies the decrease of convective power load onto the walls. The flux ratio of impurity to hydrogen at the plasma edge reaches up to - 30 % for neon and several percent for argon. From the comparison of impurity concentrations at plasma centre and edge, it is considered that the impurity concentrations have a hollow-like radial distribution. The retention of neon and argon in graphite, measured in the Sniffer probe, is up to one order of magnitude larger than those in the ALT limiters estimated from the particle balance, which is presumably due to the different geometry and higher temperature of the ALT limiters. On the other hand, the retention of neon and argon in graphite from TEXTOR-94 plasma measured in the Sniffer probe are up to two orders of magnitude smaller than those measured in the ion beam experiments. This discrepancy is explained by the ion-induced release of impurities via hydrogen plasma impact.

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Letzte Änderung: 07.06.2022