Verlag des Forschungszentrums Jülich

JUEL-3669
Siebert, Bernhard
Reproduzierbare Herstellung und Charakterisierung von plasmagespritzten Wärmedämmschichtsystemen auf ZrO2-Basis
122 S., 1999

Der heutige Stand der Technik ermöglicht das Aufbringen von plasmagespritzten Wärmedämmschichtsystemen - speziell auch im Turbinenbau - mit dem Ziel, durch höhere Eintritts-temperaturen den Wirkungsgrad von Turbinen zu steigern und damit die Rentabilität zu erhöhen bzw. Schadstoffemission und (Stromerzeugungs-) Kosten zu senken. Es kommt dabei ein 2-Schichtsystem zum Einsatz, das aus einer metallischen, vakuumplasmagespritzen NiCoCrAlY-Haftvermittlerschicht zum Oxidationsschutz und einer keramischen, atmosphärisch plasmagespritzten 7-8 Gew.% Y2O3-ZrO2 Wärmedämmschicht als Hitzeschild besteht.
Untersucht wird in dieser Arbeit die Schichtherstellung zum einen mit dem in der Industrie schon länger zum Einsatz kommenden F4-Plasmabrenner sowie mit der neuen Triplex-Brenner Technologie. Hierbei wurden Parametervariationen und -studien für die Bond-Coats ausschließlich mit dem F4-Brenner durchgeführt, für die Top-Coats mit F4- und Triplex-Brenner. Zum anderen erfolgten zur Charakterisierung der hergestellten Schichten umfangreiche Untersuchungen mittels Quecksilberporosimetrie, Bildanalyse, Mikroindenter und Härtemessung, Thermozyklierstand, Ramanmikroskopie, Rauhigkeitsmessungen, Dilatometetrie, REM und Lichtmikroskopie.

Mit dem Faktorenversuchsplan wird ein Verfahren angewendet, das eindeutig den Spritzabstand als wichtigsten Faktor bezüglich der Porosität und des Auftragswirkungsgrades beim Triplex-Brenner ermittelt. Für beide Brenner läßt sich zunehmender Verschleiß (vor allem an den Kathoden) an Hand unterschiedlicher Schichtporositäten nachweisen, wobei der Triplex-Brenner einem wesentlich stärkeren Verschleiß unterliegt als der F4-Brenner. Verschleißreduzierende Maßnahmen, wie z.B. die Verwendung einer geringeren elektrischen Leistung, tragen dazu bei, eine sehr gute Reproduzierbarkeiten bei der Schichtherstellung zu erzielen. Parametersätze können dabei jedoch nicht von Flachproben direkt auf Zylinderproben oder andere Probengeometrien übertragen werden. Ausführlich wird auch auf die Eignung und Reproduzierbarkeit der einzelnen Untersuchungsmethoden für die Charakterisierung von keramischen Wärmedämmschichten eingegangen: So belegen die Quecksilberporosimetriemessungen eine bimodale Porenverteilung der Keramik, die durch die Bildanalyse bei realistischen Vergrößerungen und Versuchsaufwand nicht festgestellt werden kann. Für die genaue Ermittlung von Spannungsmessungen in einer WDS erwiesen sich die durchgeführten Ramanuntersuchungen als zu ungenau. Ebenso ist die Messung des E-Moluls nicht trivial, da der Wert z.B. von der Auflagelast, der Meßmethode und der Porenform abhängt. Generell sind Meßmethoden des E-Moduls, bei denen ein möglichst großer Teil des Gefüges einen Einfluß auf das Meßergebnis hat, lokal stark begrenzten Meßmethoden wie dem Mikroindenter vorzuziehen.

Zusammenfassend ist zu sagen, daß die Schichtherstellung mittels Plasmaspritzens aufgrund der hohen Komplexität und der Vielzahl der Einflußfaktoren ständiger Kontrolle und Überprüfung bedarf. Die Reproduzierbarkeit der Schichtmorphologien und -eigenschaften konnte durch Verbesserungen im Spritzbetrieb sichergestellt und weiterentwickelt werden. Der Triplex-Brenner hat sich im Betrieb trotz Verschleiß als extrem zuverlässig erwiesen und ermöglicht eine sehr homogene und reproduzierbare Schichtherstellung. Die Wahl der Charakterisierungsmethode und ihre Interpretation muß besonders kritisch durchgeführt werden. Das gilt vor allem für die zu untersuchenden porösen Keramiken mit ihren großen Inhomogenitätsdichten.


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Letzte Änderung: 07.06.2022