Verlag des Forschungszentrums Jülich
JUEL-3633
Bauer, Andreas
Verteilung von Neurotransmitterrezeptoren in den Stammganglien des Menschen
124 S., 1999
Rezeptoren verschiedener Neurotransmitter wurden in the Stammganglien des Menschen
mit einem quantitativen autoradiographischen Ansatz untersucht.
Es konnte gezeigt werden, daß die Trennschärfe zwischen den beiden neurochemisch
definierten striatalen Kompartimenten von dorsolateral nach ventromedial abnimmt.
Dies deutet auf die Existenz weiterer Organisationsprinzipien, etwa in Gestalt
von neurochemischen Gradienten, hin.
GABAA-Rezeptoren zeigen eine differente Verteilung in den assoziativen und
sensomotorischen Anteilen des Corpus striatum. Die höheren Konzentrationen im
Bereich des Nucleus caudatus sind vereinbar mit einer intensiveren lokalen
Kollateralisation der Axone der striatalen Projektionsneurone und Hinweis auf
verschiedenartige Verarbeitungsmodalitäten von assoziativen und sensomotorischen
Schleifen. Die entsprechend divergierenden Befunde in den jeweils zugeordneten
Outputkernen stützen diese Hypothese. Ferner zeigen die GABAA-Rezeptoren eine
kompartimentspezifische Verteilung, welche Ausdruck eines unterschiedlichen
Besatzes mit GABAergen Interneuronen in Matrix und Striosomen sein könnte.
Die dopaminergen Rezeptorsubtypensind insbesondere in den Striosomen hoch
konzentriert. Es gibt ferner signifikante Unterschiede in der Verteilung beider
Rezeptortypen in der Matrix. Während D2-Rezeptoren gleichmäßig verteilt sind,
zeigen D1-Rezeptoren eine charakteristische biphasische Distribution. Die über
D1-Rezeptoren vermittelte Aktivität hat ihren Wirkschwerpunkt in den
sensomotorischen und limbischen Anteilen des Striatums. Die Befunde deuten
auf eine biochemische Kompartimentierung des Striatums hin, welche von der
Striosom/Matrix-Dichotomie verschieden ist.
5-Hydroxytryptamin übt aufgrund der vorgelegten Befunde seinen Einfluß auf die
Stammganglien überwiegend in den Outputkernen aus. In der Substantia nigra
existieren Zonen unterschiedlicher Rezeptordichten, welche den Striosomen
ähneln.
Im cholinergen Systemist insbesondere die trennscharfe Lokalisation von
extra- und intrastriosomaler Bindung auffällig. Sie scheint Ausdruck der
Polarität der präferentiell an den Kompartimentgrenzen lokalisierten Interneurone
zu sein. Ferner findet sich eine hochgradige Parallelität in der Verteilung
von M2- und D1-Rezeptoren, welche ihre afferenzmodulierende Wirkung synergistisch
auszuüben scheinen.
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