Verlag des Forschungszentrums Jülich

JUEL-3616
Hassler, Mario
Dynamische Ergodisierung an TEXTOR-94
139 S., 1998

Am Forschungszentrum Jülich werden Vorbereitungen getroffen, um ein Spulensystem zur magnetischen Verwirbelung der Plasmarandschicht in TEXTOR-94 einzubauen: den Dynamischen Ergodischen Divertor (DED). Die helikalen Spulen verlaufen parallel zu den magnetischen Feldlinien der q=3-Fläche im Plasma und sind auf der Hochfeldseite im Vakuumgefäß angeordnet. Das System soll mit Drehstrom betrieben werden, um die Wärmelast auf den Divertorprallplatten auf eine größere Fläche zu verteilen und um bei höheren Frequenzen u.a. Einfluß auf die Plasmarotation auszuüben.

Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, Konzeptvarianten für eine solche Spulenanordnung zu analysieren und Auslegungsberechnungen zu ausgewählten DED-Komponenten durchzuführen, um damit einen wesentlichen Beitrag zur endgültigen technischen Lösung zu leisten. Feldberechnungen zu den Spulenvarianten begleiten die Konzeptentwicklung in einem dynamischen Wechselspiel.

Der Verlauf der Spulen wird anhand der Feldlinienhelix berechnet. Ein Vierphasensystem mit sechzehn Spulen erweist sich am günstigsten; durch paarweise Reihenschaltung von Spulen, die entgegengesetzte Ströme führen, werden weniger Energieversorgungen (IGBT-Umrichter) benötigt. Komplett umlaufende Spulen haben gegenüber einer Ausführung als Modulsystem den Vorteil der höheren Flexibilität in der Modenwahl und des geringeren Platzbedarfs. Durch Bündelung der Anschlüsse werden weniger Flansche für die Störfeldspulen benötigt; die dadurch entstehende Asymmetrie in der poloidalen Stromverteilung wird durch Kompensationsspulen ausgeglichen.

Für den Einbau der Störfeldspulen muß der Liner modifiziert werden. Die Spulenkabel für Stromstärken bis zu 15 kA und Frequenzen bis zu 10 kHz bestehen aus Polyimid-isolierten Kupferdrahtbündeln, die in einem Edelstahlwellrohr geführt werden. Transformatoren passen die elektrischen Werte von Spulen und Umrichter an. Zum Aufbau des Drehfelds werden die Spulen durch Kondensatoren in Reihenschaltung mit Blindleistung versorgt. Die Wirkleistungsübertragung zwischen den 90 phasenverschobenen Stromsystemen wird durch einen Entkopplungstransformator ausgeglichen.

Ohmsche Verluste und Wärmestrahlung von den umgebenden Wandmaterialien führen zu einem Temperaturanstieg in den Spulen. In dieser Arbeit wird für die Wärmeabfuhr eine Gaskühlung dimensioniert. Wegen seiner höheren Wärmekapazität im Vergleich zu Helium wird Luft als Kühlmittel gewählt. Mit der vorgeschlagenen Kühlung kann die gewünschte Wärmeabfuhr erzielt werden; der dazu nötige technische Aufwand führte schließlich jedoch zu einer Weiterentwicklung des Kühlkonzepts.

Mit numerischen Feldberechnungen wird die Wirkung des Dynamischen Ergodischen Divertors bei unterschiedlichen Betriebsmoden (m/n = 12/4, 6/2, 3/1 und Moden-Mix) analysiert. Mit dem Störfeldstrom wachsen die erzeugten magnetischen Inseln (Hauptmoden, höhere Harmonische und Satelliteninseln) an. Bei maximalem Strom sind sie im Plasmarand weitgehend zerstört; es ist ein breites ergodisches Gebiet entstanden. Eine erste Untersuchung des Verlaufs einzelner Feldlinien zeigt, daß für die Feldliniendiffusion zwischen drei Zonen unterschieden werden sollte: dem Bereich starker Stochastisierung, den eingebetteten Inselresten und dem ungestörten Gebiet auf der Niederfeldseite. Mit korrigierten Fourierkomponenten des Störfelds wird die Diskrepanz zwischen der mit der Standardtheorie ermittelten und der im Poincaré-Plot ersichtlichen Inselbreite behoben.


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Letzte Änderung: 07.06.2022