Verlag des Forschungszentrums Jülich
JUEL-3591
Im Klimakammerversuch wurden die 2jährige Orangenbäume in Gefäßen kultiviert und
täglich bis zum Erreichen einer Bodenfeuchte von 8 bzw. 20 Vol % auf Gewicht
gegossen. Dabei lagen die Transpirationsverluste der Orangenbäume bei 20 Vol. %
Bodenfeuchte mit 421 ± 18 g H2O d-1 doppelt so hoch wie die der 8 Vol. %Variante
mit 223± 14 g H2O d-1(n=8). Unter diesen Bedingungen wurden je 6 mg a.i. (=1,8 MBq)
als Confidor®~ 200 SL oder AL 100/1 auf eine Stammoberfläche von etwa 16 cm2 unterhalb
der Veredlung aufgetragen. Nach 30 Tagen konnten im Mittel (n=8) etwa 55 % der als
AL 100/1 eingesetzten Radioaktivität in den Bäumen nachgewiesen werden, nach der
Applikation von Confidor 200 SL etwa 19 %. Zum gleichen Termin ließ sich die
restliche Radioaktivität mit einer Wasser/Aceton Lösung von den Rindenoberflächen
abwaschen. Sie repräsentierte noch zu 90 % unverändertes [14C]Imidacloprid, so daß
über den gesamten Versuchszeitraum vorwiegend unveränderter Wirkstoff zur Penetration
der Baumrinden zur Verfügung stand. Die Formulierung hatte einen signifikanten
(P=0,05) Einfluß auf die Wirkstoffaufnahme, nicht aber die Bewässerung.
Schon einige Stunden nach der Stammbehandlung mit [14C]Imidacloprid konnte
Radioaktivität in den Blättern der 2jährigen Orangenbäume detektiert werden. Über
einen Zeitraum von 30 Tagen lagen die Transportraten für 14C markierte Substanzen
nach der Applikation von AL 100/1 stets höher. Für dieses Präparat konnten am
30. Tag ca. 20 % der eingesetzten Radioaktivität in den gesamten Blattspreiten
wiedergefunden werden, nach der Behandlung mit Confidor 200 SL um den Faktor 10
signifikant weniger. Der Einfluß der Bewässerung war nicht signifikant (P=0,05).
Pflanzenintern wurde der Wirkstoff mit dem Wasserstrom akropetal verteilt und in
den Blattspreiten sowie den Nebenblättern angereichert. Makroautoradiogramme zeigten
eine gleichmäßige Verteilung von 14C im Interkostalbereich. Mikroautoradiogramme
bestätigten in einem Zusatzversuch den Langstreckentransport von Imidacloprid im
Xylem.
Im Feldversuch wurden bei 9 Jahre alten Orangenbäumen auf eine Stammoberfläche
von etwa 700 cm2 im Bereich der Veredlung 2 g a.i. als Confidor® 200 SL oder
1 g a.i. als AL 100/2 zum Zeitpunkt des 2. Austriebs, im November 1996, appliziert.
Drei Wochen vor Versuchsbeginn war für die Hälfte der Bäume die Wasserzufuhr
unterbunden worden. In diesem Versuch ermöglichte das Präparat Confidor 200 SL
ab der 6. Woche nach der Stammmapplikation gegenüber der AL 100/2 deutlich höhere
und bis zur 15. Woche anhaltende Wirkstoffeinträge in die Blätter. Bis zur 15. Woche
waren aus der Confidor 200 SL 10,3 ± 0,6 % der eingesetzten Radioaktivität (n=3)
in die Blätter der bewässerten Bäume transportiert worden. Diese Werte wurden für
trockengestellte Orangenbäume sogar um das Doppelte übertroffen. Nach Applikation
von AL 100/2 wurden 5,9 ± 2,6 % in den Blättern von Bäumen der feuchten und
6,9 ± 2,3 % bei der trockenen Variante registriert. Parallel dazu traten bei den
trockengestellten Bäumen mit sinkenden Bodenfeuchten Trockenstreßsymptome (niedrige
Saftflußraten, relative Wassergehalte der Blätter und Fruchtumfänge etc.) bis hin
zu aufgerollten Blättern in der 12. Woche auf. Dennoch waren in der 15. Woche die
Blattmassen der Orangenbäume mit 4,25 ± 0,65 kg TM (n=12) annähernd gleich groß.
Im Unterschied zu den Blattspreiten wurden in der TM der Früchte stets um den
Faktor 20-30 niedrigere Wirkstoffäquivalentkonzentrationen gefunden. In den
Früchten waren 14C-markierte Verbindungen überwiegend im Flavedo angereichert, zum
Teil in den Öldrüsen.
Die verkorkten Zellschichten des Periderms bilden die Penetrationsbarriere für
stammmappliziertes Irnidacloprid. Höhere Lösungsmittelanteile im Präparat vermitteln
kurzfristig höhere Wirkstoffeinträge, können allerdings auch phytotoxische Reaktionen
hervorrufen. Die Formulierung 200 SL ermöglichte bei den feucht-warmen
Klimabedingungen in Südafrika eine langanhaltende Imidacloprid Nachlieferung, obwohl
bereits einige Stunden nach der Stammmbehandlung Wirkstoff im Applikationsbelag
auskristallisierte. Der jeweilige Neuaustrieb wird bevorzugt mit Imidacloprid
versorgt. Dies bestätigten auch die Boniturergebnisse wichtiger Zitrusschädlinge
im Feldversuch. Dabei reichten z.B. Imidacloprid-Konzentrationen von 0,4 [my]g g-1 TM
für eine Kontrolle von Toxoptera citricidus (KIRKALDY) aus.
Mendel, Renate Monika
Stammapplikation von Imidacloprid bei Orangenbäumen unter Berücksichtigung der Wirkstoff-Formulierung und der Wasserversrogung der Pflanzen
187 S., 1998
Seit 1993 werden am Institut für Radioagronomie Versuche zur Stammapplikation des
Insektizidwirkstoffes Imidacloprid bei Obstbäumen durchgeführt. Diese Arbeit
beschäftigt sich mit der Aufnahme, der pflanzeninternen Verteilung und der biologischen
Wirkung von rindenappliziertem Imidacloprid bei Citrus sinensis (L.) OSBECK.
Dabei sind auch Effekte der Wirkstoff Formulierung und der Bewässerung der Bäume untersucht
worden. Vorab sind grundlegende Ergebnisse in einem Großversuch mit 2jährigen
Veredlungen der Sorte Newhall auf Citrange Carrizo-Unterlagen unter kontrollierten
Klimabedingungen erarbeitet worden. Anschließend wurde ein praxisnaher Feldversuch
im subtropischen Norden der Republik Südafrika mit 9 Jahre alten Valencia
Orangenbäumen der Sorte Delta auf Poncirus trifoliata (L.) RAF.-Unterlagen im
Hinblick auf eine Anwendungsoptimierung dieser Methode durchgeführt. In beiden
Versuchen wurde [pyridinyl-14C methylen]Imidacloprid als Confidor® 200 SL
(20 % a.i.) oder in Form einer AL 100 (10 % a.i.) eingesetzt.
Neuerscheinungen
Schriften des Forschungszentrums Jülich
Ihre Ansprechperson
Heike Lexis
+49 2461 61-5367
zb-publikation@fz-juelich.de