Verlag des Forschungszentrums Jülich

JUEL-3591
Mendel, Renate Monika
Stammapplikation von Imidacloprid bei Orangenbäumen unter Berücksichtigung der Wirkstoff-Formulierung und der Wasserversrogung der Pflanzen
187 S., 1998

Seit 1993 werden am Institut für Radioagronomie Versuche zur Stammapplikation des Insektizidwirkstoffes Imidacloprid bei Obstbäumen durchgeführt. Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Aufnahme, der pflanzeninternen Verteilung und der biologischen Wirkung von rindenappliziertem Imidacloprid bei Citrus sinensis (L.) OSBECK. Dabei sind auch Effekte der Wirkstoff Formulierung und der Bewässerung der Bäume untersucht worden. Vorab sind grundlegende Ergebnisse in einem Großversuch mit 2jährigen Veredlungen der Sorte Newhall auf Citrange Carrizo-Unterlagen unter kontrollierten Klimabedingungen erarbeitet worden. Anschließend wurde ein praxisnaher Feldversuch im subtropischen Norden der Republik Südafrika mit 9 Jahre alten Valencia Orangenbäumen der Sorte Delta auf Poncirus trifoliata (L.) RAF.-Unterlagen im Hinblick auf eine Anwendungsoptimierung dieser Methode durchgeführt. In beiden Versuchen wurde [pyridinyl-14C methylen]Imidacloprid als Confidor® 200 SL (20 % a.i.) oder in Form einer AL 100 (10 % a.i.) eingesetzt.

Im Klimakammerversuch wurden die 2jährige Orangenbäume in Gefäßen kultiviert und täglich bis zum Erreichen einer Bodenfeuchte von 8 bzw. 20 Vol % auf Gewicht gegossen. Dabei lagen die Transpirationsverluste der Orangenbäume bei 20 Vol. % Bodenfeuchte mit 421 ± 18 g H2O d-1 doppelt so hoch wie die der 8 Vol. %Variante mit 223± 14 g H2O d-1(n=8). Unter diesen Bedingungen wurden je 6 mg a.i. (=1,8 MBq) als Confidor®~ 200 SL oder AL 100/1 auf eine Stammoberfläche von etwa 16 cm2 unterhalb der Veredlung aufgetragen. Nach 30 Tagen konnten im Mittel (n=8) etwa 55 % der als AL 100/1 eingesetzten Radioaktivität in den Bäumen nachgewiesen werden, nach der Applikation von Confidor 200 SL etwa 19 %. Zum gleichen Termin ließ sich die restliche Radioaktivität mit einer Wasser/Aceton Lösung von den Rindenoberflächen abwaschen. Sie repräsentierte noch zu 90 % unverändertes [14C]Imidacloprid, so daß über den gesamten Versuchszeitraum vorwiegend unveränderter Wirkstoff zur Penetration der Baumrinden zur Verfügung stand. Die Formulierung hatte einen signifikanten (P=0,05) Einfluß auf die Wirkstoffaufnahme, nicht aber die Bewässerung.

Schon einige Stunden nach der Stammbehandlung mit [14C]Imidacloprid konnte Radioaktivität in den Blättern der 2jährigen Orangenbäume detektiert werden. Über einen Zeitraum von 30 Tagen lagen die Transportraten für 14C markierte Substanzen nach der Applikation von AL 100/1 stets höher. Für dieses Präparat konnten am 30. Tag ca. 20 % der eingesetzten Radioaktivität in den gesamten Blattspreiten wiedergefunden werden, nach der Behandlung mit Confidor 200 SL um den Faktor 10 signifikant weniger. Der Einfluß der Bewässerung war nicht signifikant (P=0,05). Pflanzenintern wurde der Wirkstoff mit dem Wasserstrom akropetal verteilt und in den Blattspreiten sowie den Nebenblättern angereichert. Makroautoradiogramme zeigten eine gleichmäßige Verteilung von 14C im Interkostalbereich. Mikroautoradiogramme bestätigten in einem Zusatzversuch den Langstreckentransport von Imidacloprid im Xylem.

Im Feldversuch wurden bei 9 Jahre alten Orangenbäumen auf eine Stammoberfläche von etwa 700 cm2 im Bereich der Veredlung 2 g a.i. als Confidor® 200 SL oder 1 g a.i. als AL 100/2 zum Zeitpunkt des 2. Austriebs, im November 1996, appliziert. Drei Wochen vor Versuchsbeginn war für die Hälfte der Bäume die Wasserzufuhr unterbunden worden. In diesem Versuch ermöglichte das Präparat Confidor 200 SL ab der 6. Woche nach der Stammmapplikation gegenüber der AL 100/2 deutlich höhere und bis zur 15. Woche anhaltende Wirkstoffeinträge in die Blätter. Bis zur 15. Woche waren aus der Confidor 200 SL 10,3 ± 0,6 % der eingesetzten Radioaktivität (n=3) in die Blätter der bewässerten Bäume transportiert worden. Diese Werte wurden für trockengestellte Orangenbäume sogar um das Doppelte übertroffen. Nach Applikation von AL 100/2 wurden 5,9 ± 2,6 % in den Blättern von Bäumen der feuchten und 6,9 ± 2,3 % bei der trockenen Variante registriert. Parallel dazu traten bei den trockengestellten Bäumen mit sinkenden Bodenfeuchten Trockenstreßsymptome (niedrige Saftflußraten, relative Wassergehalte der Blätter und Fruchtumfänge etc.) bis hin zu aufgerollten Blättern in der 12. Woche auf. Dennoch waren in der 15. Woche die Blattmassen der Orangenbäume mit 4,25 ± 0,65 kg TM (n=12) annähernd gleich groß. Im Unterschied zu den Blattspreiten wurden in der TM der Früchte stets um den Faktor 20-30 niedrigere Wirkstoffäquivalentkonzentrationen gefunden. In den Früchten waren 14C-markierte Verbindungen überwiegend im Flavedo angereichert, zum Teil in den Öldrüsen.

Die verkorkten Zellschichten des Periderms bilden die Penetrationsbarriere für stammmappliziertes Irnidacloprid. Höhere Lösungsmittelanteile im Präparat vermitteln kurzfristig höhere Wirkstoffeinträge, können allerdings auch phytotoxische Reaktionen hervorrufen. Die Formulierung 200 SL ermöglichte bei den feucht-warmen Klimabedingungen in Südafrika eine langanhaltende Imidacloprid Nachlieferung, obwohl bereits einige Stunden nach der Stammmbehandlung Wirkstoff im Applikationsbelag auskristallisierte. Der jeweilige Neuaustrieb wird bevorzugt mit Imidacloprid versorgt. Dies bestätigten auch die Boniturergebnisse wichtiger Zitrusschädlinge im Feldversuch. Dabei reichten z.B. Imidacloprid-Konzentrationen von 0,4 [my]g g-1 TM für eine Kontrolle von Toxoptera citricidus (KIRKALDY) aus.


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Letzte Änderung: 07.06.2022