Verlag des Forschungszentrums Jülich

JUEL-3575
Kebekus, Ulrich
Molekularbiologische Charakterisierung, Lokalisation und heterologe Expression von Duftstoffrezeptoren aus männlichen Keimzellen
113 S., 1998

In dieser Arbeit wurden zwei Duftstoffrezeptoren TORO7J und TORKl aus einer Hoden- cDNA-Bibliothek kloniert. Durch Northern-Blot-Analyse wurde das Transkript von TORKl in Hoden-RNA nachgewiesen. Mit Hilfe von in-situ-Hybridisierungsexperimenten ließen sich die Transkripte beider Rezeptoren in Spermatiden nachweisen. Diese Studien ergaben ferner, daß sich menschliche Spermatiden in ihrem Repertoir an Duftstoffrezeptoren unterscheiden müssen: Das Transkript von TORO7J ist in zwei- bis dreimal mehr Spermatiden vorhanden als das Transkript von TORKl. Der Rezeptor TORKl wurde in Nierenzellen heterolog exprimiert und über einen Antikörper immuncytochemisch und mit Hilfe von Western-Blot- Analysen nachgewiesen. Durch elektronenmikroskopische Untersuchungen konnte eine Lokalisation des Rezeptors im ER ausgeschlossen werden, wenn auch aufgrund der schlechten Gewebserhaltung keine Abschätzung der Rezeptordichte in der Plasmamembran möglich war.

Versuche, den Rezeptor TORKl in Nierenzellen funktionell zu exprimieren, verliefen nicht erfolgreich. Als Ligandenquelle wurde Follikelflüssigkeit ausgewählt, da bekannt ist, daß diese das Schwimmverhalten von Spermien ändert und ein chemotaktisches bzw. chemokinetisches Verhalten auslöst. Allerdings stimuliert Follikelflüssigkeit unter den Versuchsbedingungen auch die Wirtszellen. Da der Kopplungspartner von in Keimzellen exprimierten Duftstoffrezeptoren nicht bekannt ist, ließ sich kein Expressionssytem etablieren, welches das Hintergrundsignal zugunsten des Meßsignals unterdrückt hätte. Deshalb rückte die Charakterisierung potentieller Wechselwirkungspartner in den Mittelpunkt meines Interesses.

Es gelang erstmals mit Hilfe von in-situ-Hybridisierung das Transkript eines stimulatorischen G-Proteines in Spermatozyten und Spermatiden nachzuweisen. Western-Blot-Analysen zeigen, daß auch das korrespondierende Protein im Hoden vorliegt. Dies zeigt, daß es in Spermien-Vorläuferzellen einen Signalweg über ein stimulatorisches G-Protein und eine Adenylatzyklase geben muß.

Überraschenderweise fand sich auch das Transkript von Zapfentransducin in männlichen Keimzellen, die aber reifer waren als die, die das G[alpha]olf" Transkript besitzen. Auch Zapfentransducin ließ sich mit Hilfe der Western-Blot-Analyse im Hoden nachweisen. Mit Hilfe von Northern-Blot-Experimenten wurde sowohl die Zapfenphosphodiesterase PDE[alpha]cone als auch eine Variante der Guanylatzyklase E (GC-EH) detektiert. Letztere scheint gegenüber ihrem retinalen Gegenstück um die extrazelluläre Domäne verkürzt zu sein. Bemühungen, das Guanylatzyklase E- Transkript im Hoden zu lokalisieren, führten noch zu keinem eindeutigen Ergebnis. Jedoch gelang es, das Guanylatzyklase-aktivierende Protein (GCAP) in Spermatiden nachzuweisen. Da als Wechselwirkungspartner für dieses Protein nur eine Guanylatzyklase vom Typ der retinalen Guanylatzyklasen in Frage kommt, ist dies ein starker Hinweis auf die Expression von GC-EH in Spermatiden.

Zusammenfassend kann man also sagen, daß die physiologische Bedeutung von Duftstoffrezeptoren in Keimzellen nach wie vor unbekannt ist. Die Kolokalisation von Duftstoffrezeptoren vor allem mit G[alpha]olf in Spermatiden legt aber eine parakrine oder autokrine Funktion in diesen Spermatiden nahe. Verschiedene Proteine des cGMP-Stoffwechsels wurden im Hoden sowie GCAP-l und Zapfentransducin speziell in Spermatiden lokalisiert. Dies deutet daraufhin, daß cGMP in diesen Zellen eine ähnlich wichtige Rolle als sekundärer Botenstoff spielt wie cAMP.


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Letzte Änderung: 07.06.2022