Verlag des Forschungszentrums Jülich

JUEL-3570
Vermöhlen, Kathrin
Untersuchungen zur physikochemischen Wechselwirkung organischer Polysäuren mit Oxiden
118 S., 1998

In der Arbeit werden Ergebnisse zum Aufbau der Adsorbatstruktur und zum Adsorptionsmechanismus der Polyelektrolyte Polyacrylsäure, Polymethacrylsäure und Huminsäure an den Oxiden Gibbsit, Goethit und Aluminiumoxid vorgestellt. Dabei liegt der Schwerpunkt auf der direkten Untersuchung der Adsorbatstruktur unter dem Einfluß verschiedener Parameter wie der Ionenstärke, dem Zusatz zweiwertiger Kationen und der Molmasse der Polysäuren. Basierend auf diesen Ergebnissen wird die Wechselwirkung des Kationtensids Cetylpyridiniumchlorid bzw. von 2,4 Dichlorphenol mit polyelektrolytmodifizierten Oxidoberflächen untersucht.

Für die Adsorption der Polyelektrolyte an die verschiedenen Oxide werden Isothermen des H-Typs gefunden. Bei niedrigen Elektrolytzusätzen von 0,01 M NaCI ist die maximal adsorbierte Polyelektrolytmenge linear mit der Protonenladungsdichte [sigma]h der Oxide korreliert. Zusammen mit der Adsorption findet eine Umladung der Oxidpartikel über den Ladungsnullpunkt hinaus ins Negative statt. Geringe Mengen Polyelektrolyt destabilisieren die Oxidsuspension und erst bei vollständiger Belegung wird die Suspension ladungsstabilisiert.

Eine Erhöhung der zugesetzten Salzmenge oder ein Zusatz von Ca2+-Ionen bewirkt eine Zunahme der maximal adsorbierten Polyelektrolytmenge. Größere Ionenstärken oder zweiwertige Kationen verringern die gegenseitige Abstoßung der negativ geladenen Polyelektrolytsegmente, wodurch Schlaufen und freie Enden in der Adsorbatschicht stabilisiert werden. Zudem zeigt die Steigerung der maximal adsorbierten Menge mit dem Anstieg der Ionenstärke eine spezifische chemische Bindung der Polyelektrolyte an die Oxidoberfläche an. Dies wird durch Ergebnisse aus kalorimetrischen Messungen unterstrichen.

Polyacrylsäure bildet bei geringen Ionenstärken unabhängig von der Molmasse eine flache Konformation auf der Oberfläche aus. Erst bei hohen Salzkonzentrationen adsorbieren höhere Molmassen besser als kleinere. Unter diesen Bedingungen adsorbiert die Polyacrylsäure dann in einer geknäuelten Konformation und nicht mehr flach wie bei kleinen Ionenstärken.

IR-spektroskopische Untersuchungen belegen die chemische Bindung der Polysäuren an die Aluminiumoxidoberfläche über einen Ligandenaustauschmechanismus. Für die synthetischen Polyelektrolyte Polyacrylsäure und Polyrnethacrylsäure wird die Bildung eines zweizähnigen Brückenkomplexes rnit Aluminiumatomen auf der Oxidoberfläche gezeigt. Dagegen sind genaue Aussagen über die Art des Komplexes zwischen Huminsäure und Aluminiumoxid nicht möglich. Zudem bestätigen IR-Spektren adsorbierter Polyacrylsäure und Polymethacrylsäure die kalorimetrischen Ergebnisse, daß die Polysäuren bei geringen Belegungen flach und bei höheren Mengen geknäuelt adsorbieren. Dabei ist bei Polyacrylsäure der Anteil der Carboxylgruppen, die als Züge an die Oberfläche gebunden sind, immer größer als bei Polymethacrylsäure.

Ab initio Berechnungen von Modellen für reine Polyacrylsäure bestätigen die experimentell gemessenen Schwingungsfrequenzen der Polysäure. Die Modellierung von adsorbierten Polysäuren gibt zwar den Trend der Bandenverschiebung wieder, aber eine Unterscheidung zwischen einkernigem Komplex und Brückenkomplex ist aufgrund der Rechnungen nicht eindeutig möglich.

Das kationische Tensid Cetylpyridiniumchlorid wird effektiv über den reinen Ladungsausgleich hinaus an mit anionischen Polyelektrolyten modifizierten Oberflächen gebunden, während an den reinen Aluminiumund Eisenoxidoberflächen keine Adsorption stattfindet. Zwischen allen mit dem gleichen Polyelektrolyt modifizierten Oxidoberflächen lassen sich keine Unterschiede im Verlauf der Adsorptionsisotherme feststellen, d.h. der adsorbierte Polyelektrolyt bestimmt die Eigenschaften des Oxids.

Das nichtionische 2,4-Dichlorphenol wird nur in einem geringen Maß an reinem Aluminiumoxid oder an mit Polyacrylsäure und Polymethacrylsäure modifiziertem Aluminiumoxid gebunden. Demgegenüber ist die Adsorption an mit Huminsäure belegten Oxidoberflächen aufgrund der hydrophoben Bereiche der Huminsäure erhöht. Die Wirkung von hydrophoben Teilbereichen in der Adsorbatschicht wird unterstrichen durch die hohe Adsorption von 2,4-Dichlorphenol an mit Natriumdodecylsulfat modifiziertem Aluminiumoxid.


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Letzte Änderung: 07.06.2022