Verlag des Forschungszentrums Jülich
JUEL-3558
Es werden hierbei zwei analytische Betrachtungsperspektiven auf "sperrige
Infrastruktureinrichtungen" angelegt. Die erste Perspektive faßt Deponien aufgrund
ihrer Auswirkungen auf ihr Standortumfeld als raumwirksame Objekte auf: Sie
verändern den sie umgebenden Raum für die Anwohner nachteilig und stellen selbst
Raumelemente dar, die mit Belastungen und Risiken verbunden sind. Die zweite
Perspektive betrachtet Deponien als Ergebnis eines formal rechtlichen
Planungsprozesses und konzeptualisiert sie entsprechend als soziopolitische Objekte.
Die empirische Untersuchung basiert auf einer Befragung der Anwohner im Umfeld
von fünf exemplarischen Deponiestandorten. Die hier ausgewählten Deponiestandorte
unterscheiden sich insbesondere in den Eigenschaften des Standortumfeldes sowie
in den Zeitpunkten der Inbetriebnahme, wobei eine der Deponien zum
Befragungszeitpunkt noch nicht betrieben wurde. Im Mittelpunkt der Befragung
stehen die von den Anwohnern wahrgenommenen Belästigungen und Auswirkungen der
Deponie und die individuelle Einstellung gegenüber der Anlage. Ferner
beurteilen die Anwohner das Planungsverfahren, die Betriebsführung und mögliche
Verbesserungsmaßnahmen.
Die Untersuchung zeigt drei wesentliche Ergebnisse: Erstens ist für bereits
betriebene Deponien - im Gegensatz zu den vielfach bestehenden Konflikten in
der Planungsphase - ein hohes Maß an Akzeptanz bei den Anwohnern vorhanden.
Zum zweiten ergibt sich, daß zwar ein enger Zusammenhang zwischen der Wahrnehmung
von Belästigungen und der Akzeptanz für die Deponie besteht, diese aber durch
unterschiedliche Faktoren beeinflußt werden. Drittens spielen an den bereits
betriebenen Standorten die jeweiligen Erfahrungen mit der Deponie sowie die
lokalen Gegebenheiten für die Wahrnehmung und Bewertung der Anlage eine wichtige
Rolle; es ist kein standortübergreifendes Modell der Risikowahrnehmung und
Akzeptanz bei den Anwohnern vorzufinden.
Schreck, Petra
Akzeptanz sperriger Infrastruktureinrichtungen. Wahrnehmung und Bewertung von Deponien aus Sicht der Anwohner
169 S., 1998
Die Ansiedlung "sperriger Infrastruktureinrichtungen" trifft häufig auf Proteste
seitens der lokalen Bevölkerung. Während die Ursachen und Hintergründe dieser
"Akzeptanzprobleme" bei der Errichtung solcher Anlagen vielfach untersucht sind,
fehlen Kenntnisse über die Akzeptanz bereits bestehender Einrichtungen. Wie eine
Infrastruktureinrichtung nach ihrer Umsetzung von den Anwohnern bewertet wird,
ist jedoch wesentlich für die Beurteilung von Maßnahmen, die eine
Infrastruktureinrichtung für die Betroffenen dauerhaft verträglich gestalten.
Vor diesem Hintergrund wird in der vorliegenden Arbeit die Wahrnehmung und Bewertung
"sperriger Infrastruktureinrichtungen" nach ihrer Umsetzung untersucht. Dabei
werden Deponien als Beispiel für notwendige, aber in der Planungsphase
konfliktträchtige Infrastruktureinrichtungen herangezogen.
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