Verlag des Forschungszentrums Jülich

JUEL-3548
Tomaschewski, Cordula
Erhaltungsstoffwechsel und überlebensfähigkeit des Ammoniak oxidierenden Bakteriums Nitrosomonas europaea
132 S., 1998

“Die autotrophe Ammoniakoxidation ist ein Prozeß von großer ökologischer und ökonomischer Relevanz. Bis in die molekulare Ebene hinein wurde dieser Prozeß ausführlich am Beispiel eines einzelnen Bakterienisolates, Nitrosomonas europaea, untersucht. Man geht davon aus, daß Ammoniak oxidierende Bakterien vorwiegend in oligotrophen Umgebungen, Böden und Meeren mit oft nur extrem niedrigen Ammonium-Konzentrationen vorkommen. Deshalb sind Ammoniaklimitierung (Ammoniak ist in Konzentrationen vorhanden, die vollständig metabolisiert werden können) und Hunger (Überleben in Abwesenheit von Ammonium) bedeutende Umweltstressoren, an die sich diese Bakterien adaptieren müssen. Obwohl sehr viel bekannt ist über den allgemeinen Metabolismus Ammoniak oxidierender Bakterien, ist doch wenig über ihre physiologischen Reaktionen auf limiterende Ammoniumkonzentrationen bekannt.” (Stein & Arp 1998) Die vorliegende Arbeit beschreibt die Reaktionen bezüglich Wachstum und Überlebensfähigkeit von schnell, langsam und nicht wachsenden Nitrosomonas europaea-Zellen, die axenisch bei 25° C im Batch, Chemostat und Retentostat kultiviert wurden. Der Retentostat wurde für Langzeit-Kultivierung von Mikroorganismen bei sehr niedrigen Wachstumsraten eingesetzt, die auch in den meisten natürlichen Habitaten vorherrschen und nicht im Chemostaten untersucht werden können. Bei vollständiger Biomasserückhaltung und konstanter Substratzugabe (80 mg/l Ammonium-N als Energiequelle) wurde eine mikrobielle Population von Nitrosomonas europaea nahe “Nullwachstum” in axenischer Kultur untersucht. Hierbei verläßt lediglich zellfreies Filtrat den Reaktor, während die Biomasse bis auf eine stabile maximale Zelldichte von 2.7 x 1012 Zellen . l-1 (300 mg l-1 Trockensubstanz) nach etwa sieben Wochen anwuchs. In diesem Zustand näherte sich die Wachstumsrate Null an, und die Substratzugaberate entspricht dem spezifischen Substratbedarf für den Erhaltungsstoffwechsel (0.025 mg N mg-1TS h-1). Der Bedarf für den Erhaltungsstoffwechsel war dreimal höher, wenn er bei relativ schnell wachsenden Chemostat-Kulturen (µ = 0.01 – 0.03 h-1) nach der Methode von Pirt (1965) bestimmt wurde. m ist nicht konstant, sondern variiert mit der Wachstumsrate. Während Hungerphasen mit vollständigem Substratmangel blieben Zellzahl und Zellvolumen über mindestens 20 Tage konstant. Die Population war in diesem Zeitraum vollständig reaktivierbar. Erst nach Hungerphasen von 30 Tagen begann eine deutliche Differenzierung in Teilpopulationen, die aus Zellen unterschiedlicher Reaktivierbarkeit bestanden. Nitrosomonas europaea verdankt also seine Fähigkeit, ausgedehnte Hungerphasen zu überleben, dem Vermögen, einerseits die Stoffwechselaktivität im Hungerzustand stark zu drosseln und andererseits seiner raschen Reaktivierbarkeit nach erneuter Substratzufuhr.


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Letzte Änderung: 07.06.2022