Verlag des Forschungszentrums Jülich

JUEL-3539
Cereceda-Balic, Francisco Javier
Beiträge zur Entwicklung eines Niederschlagssammler
167 S., 1998

Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe sind aktuelle Umweltchemikalien, deren Gefährdungspotential - wie viele Tierversuche und arbeitsmedizinische Studien zeigen - auf einer signifikanten Erhöhung des Krebsrisikos beruht. Die Belastung der Umwelt mit PAH ist im wesentlichen auf eine weitgehend unkontrollierten Freisetzung z.B. bei Verbrennungsprozessen zurückzuführen. Diese Verbindungen können durch atmosphärischen Ferntransport über Kontinente und Ozeane verfrachtet werden. Detaillierte Kenntnisse der atmosphärischen Deposition sind daher eine notwendige Voraussetzung zur Ermittlung der Schadstoffexposition von Pflanzen, Böden und Gewässern. Messungen der PAH-Gehalte der Luft und zur Trockendeposition der PAH in unterschiedlich stark belasteten Gebieten werden seit vielen Jahren durchgeführt. Ein anderer wichtiger Eintragspfad ist die nasse Deposition mit dem Niederschlag. Bisher sind aber hierzu nur einige wenige Untersuchungen erfolgt. Wie ein Anfang der 90er Jahre durchgeführte Vergleich verschiedener Regensammler zeigte, gibt es bei der Messung der Naßdeposition von PAH immer noch große apparative Probleme.

Für das Langzeitmonitoring der Naßdeposition der PAH ist daher im Rahmen dieser Arbeit ein auf Patenten des Forschungszentrums Jülich basierender Niederschlagssammler überprüft, in Zusammenarbeit mit der Firma Walter Riemer Meßtechnik in wesentlichen Punkten verbessert und anschließend detailliert ausgetestet worden.

Die Probenahme erfolgt automatisch. Dazu wird die Abdeckung des Sammeltrichters über einen beheizten Niederschlagsfühler nur während eines Niederschlagsereignisses geöffnet. Die im Niederschlag enthaltenen Partikel werden an einem Polyamidmembranfilter (Porengröße: 0.45 µm) zurückgehalten und die Wasser gelösten PAH auf einer Festphasenextraktionssäule des Typs C18-PAH angereichert. Beginn und Ende der einzelnen Niederschlagsereignisse sowie die Niederschlagsmengen werden auf einer RAM-Card dokumentiert. Durch zusätzliche Maßnahmen wurde sichergestellt, daß die im Niederschlagssammler eingesetzte Festphasenextraktionssäule auch während längerer Trockenperioden stets mit Wasser benetzt bleibt. Dies ist für eine einwandfreie Funktion des Sammlers unerläßlich. Nach dem Ende einer Sammelperiode werden der mit den aufgefangenen Staubpartikeln beladene Membranfilter und die Festphasenextraktionssäule mit unterschiedlichen Methoden aufgearbeitet und die PAH-Konzentrationen in den Eluaten mittels GC-FID bestimmt.

Den Abschluß der Tests bildeten nach der Optimierung der einzelnen Verfahrensschritte der Probenaufarbeitung Experimente, mit denen vor Beginn eines Monitorings die einwandfreie Funktion des Regensammlers überprüft, sowie die Wiederfindungsraten für die zu quantifizierenden PAH und die Reproduzierbarkeit der Messungen überprüft wurden.

Dazu wurden zunächst jeweils 50 mg zertifizierten Staubs mit 500 ml bidestilliertem Wasser aufgegeben. Wie die Wiederfindungsraten (NIST = 100%) von 80% (Benzo[a]anthracen) bis 108% (Benzo[ghi]perylen] zeigen, ist der Niederschlagssammler für diese Probenmatrix gut geeignet.

Anschließend wurde der Niederschlagssammler auch mit "künstlichern" Regen getestet. Für diese Versuche mußte zunächst die Stabilität der hierfür eingesetzten wäßrigen PAH-Lösungen (ca. 0.4 (Benzo[ghi]fiuoranthen) - 5.7 (Fluoranthen) µg/L je PAH) bekannt sein. Nach Modifizierung der für die Bestimmung der PAH in wäßrigen Lösungen eingesetzten Probenaufarbeitungsmethode wurden mehrere Meßreihen hierzu durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen, daß die Konzentrationen der einzelnen PAH im Gegensatz zu den Untersuchungen einiger anderer Arbeitsgruppen nach dem Ansetzen der wäßrigen Lösungen für mindestens 95 Stunden im Rahmen der Meßgenauigkeit konstant bleiben. Dies gilt jedoch nur, wenn die Lösungen im Dunkeln aufbewahrt werden. Setzt man dagegen wäßrige PAH-Lösungen direkt dem Sonnenlicht aus, so nehmen die PAH-Konzentrationen binnen kürzester Zeit -wie von den anderen Arbeitsgruppen auch beobachtet -drastisch ab. Diese Experimente wurden mehrmals wiederholt, um die Ergebnisse statistisch abzusichern und sie mit denen anderer Arbeitsgruppen besser vergleichen zu können. Dabei wurden zur Absicherung der Ergebnisse auch unterschiedliche Nachweisverfahren (GC-FID, HPLC-Fluoreszenzdetektion) und Probenaufarbeitungsmethoden eingesetzt. Die Resultate dieser Meßreihen wurden auch durch Experimente zur Adsorption von PAH an verschiedenen Wandmaterialien gestützt. So konnte mit Rasterkraftmikroskopaufnahmen gezeigt werden, daß z.B. Benzo[a]pyren bzw. Fluoranthen erst aus gesättigten wäßrigen Lösungen heraus an Glas, nicht aber an Teflon adsorbiert wird .

Bei den abschließenden Tests mit dem "künstlichen Regen" wurden 1 L- bzw. 250 ml- Aliquote der angesetzten wäßrigen PAH-Lösungen langsam auf den Niederschlagssammler aufgegeben und die auf den Festphasenextraktionssäulen so angereicherten PAH anschließend nach Elution von der SPE-Säule mittels GC-FID quantifiziert. Mit 1 Liter "künstlichen" Regens, d.h. mit PAH-Mengen von 0.4 (Benzo[ghi]fiuoranthen, BGHIF) - 5.7 µg (Fluoranthen, FLU) je PAH, betrugen die PAH-Verluste im Regensammler zwischen 9% (Pyren) und 30% (Benzo[b]fiuoranthen).
In dem zweiten Experiment mit deutlich niedrigeren P AH-Mengen (250 ml "künstlichen" Regen, 0.1 µg - 1 µg je PAH) lagen die Wiederfindungsraten für die untersuchten PAH deutlich niedriger. Dementsprechend betrugen hier die Verluste im Niederschlagssammler zwischen 18 % (Pyren) und 58% (Benzo[b]fiuoranthen), bezogen auf die Ergebnisse der Kontrollexperimente.

Wie die vorgestellten Ergebnisse mit künstlichem Regen sowie zertifizierten Staubproben zeigen, ist der Niederschlagssammler für die Erfassung der Naßdeposition der PAH sehr gut geeignet und kann somit für ein Langzeitmonitoring eingesetzt werden.


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Letzte Änderung: 07.06.2022