Verlag des Forschungszentrums Jülich
JUEL-3518 Plasmagespritzte Mehrschichtsysteme werden zum Schutz thermisch hochbelasteter
Komponenten eingesetzt. Die Funktionalität der Systeme wird maßgeblich von den während
der Schichtherstellung entstehenden Eigenspannungen beeinflußt. Ziel dieser Arbeit ist
die Vorhersage dieser Eigenspannungen. Ein für Einschichtsysteme entwickeltes Modell wurde zum analytischen Spannungsmodell
für Mehrschichtsysteme (ASM) weiterentwickelt. Die Berechnung beruht auf der Vorstellung
der unendlich ausgedehnten Platte. Parallel hierzu wurde ein Finite Elemente
Spannungsmodell (FSM) entworfen. Zur Verifizierung beider Modelle wurden Eigenspannungen
in Abhängigkeit verschiedener Schichtherstellparameter zweier unterschiedlicher
Mehrschicht- systeme röntgenografisch bestimmt und mit den simulierten Werten verglichen. Das für die Fusion wichtige Mehrschichtsystem einer B4C- Deckschicht mit
einer Cu-Zwischenschicht auf einem 316L-Stahlsubstrat wurde hinsichtlich der
Herstellparameter Beschichtungstemperatur, Deck-, Zwischenschichtdicke und
Substratdurchmesser untersucht. Die experimentell festgestellte Abhängigkeit der
Eigenspannungen von der Beschichtungstemperatur konnte das analytische Spannungsmodell
nicht nachvollziehen. Es ist nicht geeignet, Systeme mit sich plastisch verhaltenden
Zwischenschichten zu berechnen. Das Finite Elemente Spannungsmodell zeigte dagegen eine
sehr gute Übereinstimmung mit den gemessenen Werten. Demzufolge wurden im weiteren alle
Simulationen mit diesem Spannungsmodell durchgeführt. Auch hinsichtlich der Variation der
Deck- und Zwischenschichtdicke konnte die gute Eignung des Modells nachgewiesen werden.
Alle bisherigen Simulationsergebnisse mit dem FSM wurden ohne die explizite Simulation des
Schichtaufbaus beim Plasmaspritzen erreicht. Berechnet wurden nur die Eigenspannungen, die
sich aus der Abkühlung des gesamten Mehrschichtsystems von Beschichtungs- auf
Raumtemperatur ergaben. Diese Vereinfachung war möglich, da das System nach dem Spritzen
der Cu-Zwischenschicht nahezu spannungsfrei war. Das zweite untersuchte Mehrschichtsystem kommt aus dem Bereich Wärmedämmschichten
für den Einsatz in Gasturbinen und besteht aus einer YSZ-Deckschicht mit einer
MCrAlY-Zwischenschicht auf einer Ni-Basis- Superlegierung als Substrat. Die ohne
Schichtaufbau berechneten Eigenspannungen in der YSZ-Deckschicht stimmten vom Vorzeichen
her nicht mit den gemessenen Werten überein. Die Berechnung des Systems der MCrAlY-
Schicht auf der Superlegierung ergab sehr hohe Zugeigenspannungen in der Schicht. Eine
Vereinfachung analog zum ersten Mehrschichtsystem war deshalb nicht möglich. Die
explizite Simulation des Schichtaufbaus ergab analog zur Messung ebenfalls
Zugeigenspannungen in der YSZ-Deckschicht, der Betrag der berechneten Werte ist aber
deutlich zu groß. Die Berücksichtigung von zeitabhängigem Materialverhalten zum
Spannungsabbau wie dem Kriechen kann hier zu einer Verbesserung der Ergebnisse führen.
Gruhn, Herbert
Finite Elemente Simulation gemessener Eigenspannungen in plasmagespritzten Mehrschichtsystemen
133 S., 1998
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