Verlag des Forschungszentrums Jülich

JUEL-3475
Schlösser, Dietmar Christian
Dynamisches Verhalten von Nanoclustern auf der Kupfer(111)-Oberfläche
82 S., 1997

Die Form und die Bewegung von ionenbeschußinduzierten monoatomar tiefen Leerstelleninseln auf der Cu(111)-Oberfläche werden mit einem temperaturvariablen Rastertunnelmikroskop (RTM) untersucht. Das Ziel der Untersuchungen ist das Verständnis des atomaren Mechanismus der Leerstelleninselbewegung.

Nach einer kurzen Einführung in die Probleme beim Verständnis physikalischer Prozesse auf Nanometerskala erfolgt eine umfassende Beschreibung des im Rahmen dieser Promotionsarbeit gebauten temperaturvariablen RTM. Die Leerstelleninseln sind auf der experimentellen Zeitskala stabil bei Temperaturen bis 340 K. Die Form der Inseln mit einer Größe von 2-30 nm wird im Temperaturbereich von 250-350 K untersucht. Die Gleichgewichtsform ist hexagonal, wobei die Inselecken vor allem bei höheren Temperaturen (<= 300K) abrunden. Die Inselränder fluktuieren um eine mittlere Form. Die Amplitude der relativen Fluktuation skaliert nicht linear mit dem reziproken Inseldurchmesser. Die dynamische Koaleszenz von Leerstelleninseln wird diskutiert, und auf den zugrunde liegenden atomaren Transportmechanismus kann mit Hilfe eines kontinuumtheoretischen Skalenmodels aus Beobachtungen für Ag(111) geschlossen werden: die Atome sollten demnach von den Inselrändern abdampfen und über die Inselfläche diffundieren (Terrassendiffusion). Dieses Skalenmodell läßt sich jedoch nicht auf die untersuchten Inselgrößen anwenden.
Leerstelleninseln weisen oberhalb Raumtemperatur eine laterale Zufallsbewegung auf, die sich als Brownsche Bewegung auffassen läßt. Die Inselbewegung wird als Funktion des Inseldurchmessers und der Temperatur mit RTM-Movies mit hoher Zeitauflösung untersucht. Der Diffusionskoeffizient zeigt eine Zeitkorrelation sowie eine nicht triviale Abhängigkeit sowohl vom Inseldurchmesser als auch von der Temperatur. Aus den Daten wird eine Aktivierungsenergie von 0.55 ± 0.08 eV (bei einem Inseldurchmesser d = 4.5 nm) für den ratenbestimmenden Prozeß ermittelt. Die Aktivierungsenergie steigt mit kleiner werdendem Inseldurchmesser. Der Vergleich der experimentellen Ergebnisse mit verschiedenen theoretischen Modellen führt zu dem Schluß, daß sich mit kontinuumtheoretischen Modellen zur Diffusion einzelner unabhängiger Atome die experimentellen Beobachtungen nicht richtig verstehen lassen. Die Annahmen der Kontinuumtheorie gelten nicht mehr für die untersuchten Inselgrößen, so daß ihre Anwendung zu falschen Ergebnissen führt, wie z.B. bei der dynamischen Koaleszenz. Daher wird der Versuch unternommen, ein Modell auf Basis eines kollektiven Prozesses zu entwickeln, das die experimentellen Beobachtungen erklären kann.



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Letzte Änderung: 07.06.2022