Verlag des Forschungszentrums Jülich
JUEL-3470 Partiell passive Magnetlager eignen sich zur berührungslosen Lagerung hochtouriger
Rotoren. Anhand eines Schwungradprototypen wurde gezeigt, daß die permanentmagnetische
Aufhängung einen 23 kg schweren Rotor sicher im Dauerbetrieb führt. Zum erstenmal wurde
diese Art der Aufhängung mit einer leistungsstarken elektrischen Maschine kombiniert. Die
magnetische Lagerung ist auch bei der Entnahme von 15 kW elektrischer Leistung aus dem
Schwungradspeicher rotordynamisch stabil, wie durch das abrupte Zuschalten eines
Lastwiderstandes auf den Synchrongenerator gezeigt wurde. Es gibt keine Anzeichen für ein
instabiles Verhalten bei höherer Leistungsentnahme. Das Magnetlager stabilisiert den Rotor radial passiv durch permanentmagnetische
Kräfte, die auch die Tragkraft aufbringen. In axialer Richtung wird der Rotor aktiv quasi
leistungslos elektromagnetisch um einen instabilen Gleichgewichtspunkt geregelt. Minimale
Lagerverluste und geringe Leistungsaufnahme prädestinieren permanentmagnetische Lager
für stationäre Schwungräder. Außerdem zeichnet sich diese Lagerung durch einen
geringen Betriebsaufwand an Regelelektronik aus und benötigt keine Kühl- oder
Schmiermittel. Der erprobte Anwendungsbereich radial passiver Magnetlager wird durch den
Stabilitätsnachweis mit dem Schwungrad in Bezug auf größere Massen und
Trägheitsmomente und stärkere Antriebe und generatorische Leistungen erweitert. Der Schwungradspeicher besteht aus einer Kohlefaserverbundscheibe mit angeflanschter
Motorwelle. Der Rotor wird über eine permanentmagnetisch erregte Synchronmaschine
angetrieben und zum Entladen generatorisch abgebremst. Ein einfaches Motorkonzept mit
Innenläufer ermöglicht passive Kühlung. In dem Schwungradspeicher werden 630 Wh bei Nenndrehzahl (40.000 UpM) gespeichert. Das
Schwungrad wurde bis zu einer maximalen Drehzahl von 33.000 UpM getestet. Die
Motorverluste im Leerlauf bewirken, daß die Speicherhalbwertszeit von Schwungrädern
geringer ist als von chemischen Batterien. Leistungsaufnahme und Abgabe von
Schwungradspeichern bezogen auf die gespeicherte Energie sind wesentlich größer als die
von chemischen Speichern, so daß kurze Ladezeiten und die Entnahme der Energie in sehr
kurzer Zeit ermöglicht werden. Der Schwungradspeicher ist deswegen weniger als
Langzeitenergiespeicher, sondern eher als Speicher zur Aufnahme und Bereitstellung großer
Leistungen mit gutem Wirkungsgrad, kurzer Zyklenzeit und langer Zyklenlebensdauer
geeignet. Der Einsatz von Schwungrädern als Langzeitspeicher setzt eine elektrische
Maschine mit geringen Leerlaufverlusten voraus, während für das Schwungrad dieser Arbeit
ein Generator mit ständiger Sofortbereitschaft gewählt wurde. Ein vorteilhafter Einsatz
findet sich als Überbrückungsspeicher in Anlagen zur unterbrechungslosen
Stromversorgung. Eine Abschätzung der Kräfte in einem Fahrzeug zeigt, daß
permanentmagnetische Lager auch für kleine mobile Schwungräder entwickelt werden
können. Schwungräder mit diesem Lagersystem könnten somit als
Bremsenergierückgewinnungsspeicher Batterien in Elektrofahrzeugen ergänzen. Dafür ist
insbesondere auch die Entwicklung eines Sicherheitscontainments mit geringer Masse
notwendig, um die spezifische Energiedichte des Schwungradspeichers zu vergrößern. Mit dem Nachweis der Eignung von partiell passiven Magnetlagern für Schwungräder wird
der Weg für weitere Entwicklungen hochtouriger Rotoren und mechanischer Energiespeicher
geöffnet. Das permanentmagnetische Lagersystem wird in Licht- und Teilchenstrahlchoppern,
Turbomolekularpumpen und anderen Maschinen benutzt und könnte vorteilhaft zusammen mit
einer leistungsstarken Maschine außer in Schwungrädern unter anderem beispielsweise auch
in Gasexpandern, Turbogebläsen, Hochgeschwindigkeitsgeneratoren und Analysezentrifugen
eingesetzt werden.
Kolk, Michael
Ein Schwungrad-Energiespeicher mit permanentmagnetischer Lagerung
139 S., 1997
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