Verlag des Forschungszentrums Jülich

JUEL-3422
Huber, Alexander
Bestimmung von 2-dim. Elektronendichtefluktuationen im Plasmarand von TEXTOR-94 mit zwei thermischen Li-Atomstrahlen
128 S., 1997

Ursache für den in Tokamaks beobachteten anomalen Energie- und Teilchentransport sind sehr wahrscheinlich turbulente Fluktuationen. Jedoch ist die Entstehung dieser Fluktuationen noch unklar. Eine verbesserte Kenntnis der genauen raum-zeitlichen Struktur der Fluktuationen ist füur ein tieferes Verständnis unabdingbar. Keine der bis zu Beginn dieser Arbeit vorhandenen Meßmethoden bietet die Möglichkeit, gleichzeitig die radiale und poloidale Struktur der Fluktuationen mit ausreichender räumlicher und zeitlicher Auflösung zu messen. In dieser Arbeit wurde eine neuartige auf der spektroskopischen Beobachtung von Atomstrahlen beruhende Methode zur Messung der Elektronendichtefluktuationen im Plasmarand entwickelt, getestet und an TEXTOR-94 eingesetzt. Mit dieser Diagnostik kann man gleichzeitig radiale und poloidale Korrelationslängen, Wellenzahlspektren, Frequenzspektren, Ausbreitungsgeschwindigkeiten und Lebensdauern der Fluktuationen bestimmen. Gegenüber den traditionellen Sondenmessungen bietet das Meßverfahren einen wesentlichen Vorteil, da bei geeigneter Anordnung des Detektionssystems eine hohe räumliche und zeitliche Auflösung erreicht werden kann, ohne dadurch das Plasma zu beeinflussen. Außerdem besitzt die Meßmethode durch den Einsatz eines kontinuierlichen Lithiumstrahls keine Einschränkung in der Meßzeit.

Die gleichzeitig radiale und poloidale Auflösung wurde durch den Einsatz von zwei schmalen thermischen Li-Atomstrahlen (Halbwertsbreite ~10mm bei einem Abstand von 100mm) aus einer neu entwickelten Quelle ermöglicht, die sich durch eine hohe Betriebsbereitschaft und eine lange Verfügbarkeit auszeichnet. Li-Atome werden mit einer mittleren Geschwindigkeit von ~ 1,7 · 103m/s in die Plasmarandschicht injiziert; aus der radialen Verteilung der Li-Emissionslinie (Übergang 2s-2p, [lambda]=670,8nm) werden die Dichteprofile und deren Fluktuationen bestimmt. Die Messungen wurden mit hoher zeitlicher ([Delta]t ~_ 2 [my]s) und räumlicher ([Delta]r~_1mm in radialer und [Delta]p~_10mm in poloidaler Richtung) Auflösung durchgeführt.

In der Randschicht des Tokamaks TEXTOR-94 wurden Fluktuationen der Elektronendichte mit einem breiten kontinuierlichen Frequenz- ([ny]<= 100kHz) und Wellenzahlspektrum (kr,kp <=(0,5-1)mm-1) beobachtet. Die relativen Amplituden der Dichtefluktuationen ñe/ne betragen 5%-10% innerhalb der letzten geschlossenen Flußfläche und steigen innerhalb von 40mm in der Abschälschicht um einen Faktor 3-4 an. Es ist zu sehen, daß die Spektren breit sind und ausgeprägte Linien fehlen.

Durch poloidale Versetzung von zwei Strahlen wurden gleichzeitig zweidimensionale Korrelationsfunktionen und entsprechend radiale und poloidale Korrelationslängen bestimmt. An TEXTOR-94 beträgt die radiale Korrelationslänge 3mm bis 6mm in ohmschen Entladungen. Mit Zusatzheizung durch Neutralteilcheninjektoren nehmen die Korrelationslängen zu und liegen zwischen 7mm und 13mm. Die poloidalen Korrelationslängen sind in allen Fällen um einen Faktor 3-4 größer als die radialen Korrelationslängen. Aus der Kreuzkorrelationsanalyse erhält man die Lebensdauer der Dichtefluktuationen zu 10[my]s bis 50[my]s. Die Fluktuationen bewegen sich außerhalb der letzten geschlossenen magnetischen Flußfläche, also in der Abschälschicht, mit einer poloidalen Geschwindigkeit von ~103m/s in Richtung der diamagnetischen Drift der Ionen. Die radiale Geschwindigkeit ist dabei ~1,4 · 102m/s und die Bewegung ist von außen nach innen gerichtet. Innerhalb der letzten geschlossenen Flußfläche breiten sich die Fluktuationen in entgegengesetzter Richtung aus. Durch eine Umkehr des Magnetfeldes werden auch die Ausbreitungsrichtungen umgekehrt.


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Letzte Änderung: 07.06.2022