Verlag des Forschungszentrums Jülich

JUEL-3892
Achenbach, Carsten Patrick
Aufbau eines Bleifluorid-Kalorimeters zur Messung der Paritätsverletzung in der elastischen Elektronenstreuung
II, 179 S., 2001

Die Struktur des Nukleons ist gegenwärtig Gegenstand intensiver Forschung. Obwohl das Proton keine Seltsamkeit besitzt, existieren Hinweise aus der Pion-Streuung und aus der tief unelastischen Streuung von Müonen, die nahe legen, daß strange Quark- Antiquark-Paare wesentlich zu den Eigenschaften des Nukleons beitragen. Aus diesem Grund untersucht die A4-Kollaboration am Mainzer Mikrotron (MAMI) den möglichen Beitrag der Seltsamkeit zu den Vektor-Formfaktoren des Nukleons. Dazu soll die paritätsverletzende Asymmetrie in der elastischen Elektron-Proton-Streuung mit einer Genauigkeit von 5% vermessen werden.
Im Rahmen dieser Arbeit wurde das sehr dichte, schnelle und im ultravioletten Spektralbereich außergewöhnlich transparente Cherenkov-Material Bleifluorid (PbF2) auf eine Eignung als Nachweisdetektor untersucht. Diese Studien waren bestimmt durch die systematischen Qualitätskontrollen von PbF2-Einkristallen bezüglich deren Lichtausbeute und Strahlenresistenz sowie des Transmissionsgrades und dessen Homogenität.
Die Reintransmission optisch hochwertiger Kristalle liegt deutlich höher als bei vergleichbaren Cherenkov-Materialien. Zusätzlich konnten Kristalle mit Oberflächendefekten oder höherer Störstellenkonzentration vom chinesischen Hersteller SICCAS ersetzt werden. Die mit einem hybriden Photovervielfacher ermittelte effektive Lichtausbeute Np.e. beträgt etwa l,7 Photoelektronen pro MeV. Das Material zeigt eine uneinheitliche Strahlenresistenz, wobei etwa ein Siebtel der untersuchten Kristalle reduzierte Transmissionsspektren oder Absorptionsbanden aufwiesen. Eine Auflösung der induzierten Farbzentren wurde sowohl mittels Lichtwellenleiter als auch durch direkte Beleuchtung erreicht.
Weiterhin werden in dieser Arbeit eine Simulationsrechnung zur Intensität und räumlichen Verteilung der Cherenkov-Photonen in PbF2 sowie parametrisierte Modellrechnungen vorgestellt, mit deren Hilfe die Detektoren für den Nachweis gestreuter Elektronen optimiert wurden.
Zeitlich daran anschließend wurde der Aufbau eines homogenen Kristall-Kalorimeters realisiert. In der vorliegenden Arbeit wird die fertige Konstruktion vorgestellt. Die 640 Detektoren bestehen aus den in Reflektormaterial eingepackten PbF2-Kristallen, den Photovervielfachern mit zugehörigen Spannungsteilern sowie angekoppelten Lichtwellenleitern. Eine erhebliche Schwierigkeit beim Aufbau stellten die Größenschwankungen der Kristalle von bis zu ± 500 [my]m dar. Um Kristalle mit mangelhafter Geometrie zurückweisen zu können, wurden alle Kristalle mit einer Genauigkeit von 12 [my]m auf einer computergesteuerten Fräsmaschine vermessen. Die ermittelten Charakteristika der Kristalle werden in der Arbeit präsentiert.
Im Jahr 2000 wurde das Kalorimeter mit 511 Kanälen in Betrieb genommen. Um stabile Pulshöhen zu erhalten, wurde die bereits im Vorfeld erfolgreich angewandte Methode des Optischen Bleichens implementiert. Das mittlere Energieauflösungsvermögen [Delta]E/E der zentralen Kanäle betrug 4,27%, einem statistischem Term [sigma]/E vo n (3,1 ± 0,3)% / E [GeV] entsprechend. Nach Abtrennung von Beiträgen unelastischer Streuereignisse und Doppeltreffer konnte aus den Messungen die erste über alle zentralen Detektoren gemittelte Rohasymmetrie A = (+3,0 ± 3,0) x 10-6 bestimmt werden.


The structure of the nucleon is at present the subject of intensive research. Although the proton does not possess strangeness, pion scattering and deep inelastic muon scattering experiments indicate that pairs of strange quarks and antiquarks contribute substantially to the properties of the nucleon. For this reason the collaboration A4 at the Mainz Mikrotron (MAMI) examines the possible contribution of strangeness to the vector form factors of the nucleon. In this intermediate energy experiment the parity-violating asymmetry in elastic electron proton scattering will be measured with an accuracy of 5%.
In the context of this thesis the highly transparent Cherenkov material lead fluoride (PbF2) has been examined for its suitability as a calorimetric detector. These studies were dominated by systematic quality controls of PbF2 mono- crystals concerning their light yield and radiation resistance as weil as their transmittance and its homogeneity.
The internal transmittance of crystals with small concentrations of impurities is clearly better than those of comparable Cherenkov materials. Furthermore, crystals with surface damages or higher defect concentrations have been replaced by the Chinese manufacturer SICCAS. The effective light yield Np.e. of about 1.7 photoelectrons per MeV was measured with a hybrid photomultiplier tube. The material has a non-uniform radiation resistance, with about a seventh of the examined crystals showing absorption bands or reduced transmission spectra. An annihilation of the induced colour centres was achieved both by means of fibres and by direct illumination.
Besides, a simulation of the intensity and the spatial distribution of Cherenkov photons in PbF2 as weil as model parameterisations are presented. With their help the detectors were optimised for their application in a calorimeter.
The homogeneous electromagnetic calorimeter has been constructed in the following years. In this thesis the design features and the completed set-up are shown. Each of the 640 detectors consists of a PbF2 crystal wrapped in reflective material, a photomultiplier with its base and a coupled fibre. Substantial difficulties for the construction resulted from fiuctuations in the mechanical dimensions of the crystals of up to ± 500 [my]m. In order to be able to reject crystals with unsatisfactory geometry , all crystals were measured with a computer-controlled milling machine to an accuracy of 12 [my]m. The determined characteristics of the crystals are presented in this thesis.
In 2000 the first 511 channels of the calorimeter were taken into operation. To achieve stable pulse heights the successfully applied method of optical bleaching was implemented in the calorimeter. The mean energy resolution [Delta]E/E of the central channels amounted to 4.27%, corresponding to a statistical term [sigma]/E of (3.1 ± 0.3)% I E [GeV]. After the separation of inelastic scattering events and of pile up a raw asymmetry A = (+3.0 ± 3.0) x 10-6, averaged over all central detectors, was determined from the first measurements.

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Letzte Änderung: 07.06.2022