Verlag des Forschungszentrums Jülich

JUEL-3541
Rücker, Ulrich
Magnetische Kopplungsphänomene in epitaktischen Schichtsystemen aus Eisen und dem ferromagnetischen Halbleiter Europiusulfid
79 S., 1998

Europiumsulfid (EuS) ist ein ferromagnetischer Halbleiter mit einer Curietemperatur von 16 K. Die Gitterkonstanten von EuS und Fe weichen um 3,7% voneinander ab. Mit Aufdampfen im Ultrahochvakuum gelingt es, unter geeigneten Bedingungen epitaktische EuS-Schichten auf Fe-Schichten aufzuwachsen, die ihrerseits auf einer GaAs-(100)-Einkristalloberfläche mit Ag-Pufferschicht hergestellt sind. Anschließend ist es möglich, eine weitere Fe-Schicht epitaktisch auf die EuS-Schicht aufzubringen. Mit Auger-Spektroskopie wird nachgewiesen, daß mindestens die ersten sechs Monolagen EuS lagenweise auf Fe aufwachsen. Im LEED-Bild erkennt man eine gute langreichweitige Ordnung der EuS-Schicht, RBS-Channeling-Untersuchungen ergeben einen minimum yield bis hinab zu 6% in einer 167 nm dicken EuS-Schicht auf Fe, der jedoch zur Grenzfläche hin bis über 20% ansteigt. Man beobachtet hier eine Relaxation der Gitterfehlanpassung innerhalb der EuS-Schicht über etwa 50 nm. In Doppelschichtsystemen Fe / EuS wird antiferromagnetische Kopplung an der Grenzfläche zwischen den beiden unterschiedlichen Ferromagneten beobachtet. Die Kopplung setzt mit der ferromagnetischen Ordnung in der EuS-Schicht ein und steigt mit abnehmender Temperatur linear an, bei 7 K beträt die Kopplungsstärke J = -0,19 mJ/m2. In Dreifachschichten Fe / EuS / Fe wird bei allen Temperaturen 7 K <= T <= 300 K und Zwischenschichtdicken 0 <= d <= 5 nm ferromagnetische Kopplung zwischen den Fe-Schichten beobachtet. Zur quantitativen Bestimmung der ferromagnetischen Kopplungsstärke wurde die „spin engineering“-Methode an einem erweiterten Schichtsystem Fe / Cr / Fe / EuS / Fe angewandt. Bei allen Temperaturen wird ein exponentieller Abfall der Kopplungsstärke mit steigender Schichtdicke beobachtet. Die Stärke und die Reichweite der Kopplung sind stark temperaturabhängig: Die Reichweite der Kopplung zeigt bei 17 K ein Maximum. Unterhalb von 20 K liegt sie in der Größenordnung von 1 nm, oberhalb von 50 K beträgt sie konstant 0,25 nm. Die Kopplungsstärke hingegen ist bei 17 K minimal, sie steigt zu niedrigen wie zu hohen Temperaturen deutlich an. Der Anstieg zu hohen Temperaturen ist ungefähr exponentiell. Diese Verhalten ist durch zwei verschiedene Kopplungsmechanismen begründet, die in unterschiedlichen Temperaturbereichen wirksam sind. Bei niedrigen Temperaturen, unterhalb der Ordnungstemperatur von EuS, koppelt die EuS-Schicht an beide Fe-Schichten an und vermittelt durch ihre ferromagnetische Ordnung eine langreichweitige Kopplung zwischen den Fe-Schichten. Das Kopplungsverhalten bei hohen Temperaturen läßt sich durch Kopplung über thermisch angeregte elektronische Zustände in der halbleitenden Zwischenschicht beschreiben, wie sie durch theoretische Berechnungen vorhergesagt wurde.


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Letzte Änderung: 07.06.2022